Mit 4.500 Erkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Männern.

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Wien – Aktuelle Entwicklungen in der Diagnose und Behandlung von Prostataerkrankungen hat die Österreichische Röntgengesellschaft (OERG) im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Vor allem die Diagnostik von Prostatakarzinomen mittels multiparametrischer Magnetresonanztomografie (MRT) sei nicht nur akkurater, sondern auch wesentlich angenehmer für die Patienten als Biopsien.

Mit 4.500 Erkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Pro Jahr stirbt einer von zehn Erkrankten daran. Da diese Krebsart im Anfangsstadium keine Beschwerden verursacht, bleiben Tumore der Prostata oft lange unbemerkt und werden ohne Vorsorge erst sehr spät erkannt. Die zur Diagnose üblicherweise angewendete Stanzbiopsie mit meist zwölf Proben ergibt praktisch Zufallstreffer.

Karzinom bildlich nachweisen

"Viele Jahre lang lag die Bildgebung auf dem Gebiet der Prostatauntersuchung in einem Dornröschenschlaf", stellte Christian Herold, Leiter der Univ.-Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien, fest. Der sei nun vorbei. War die Diagnose bisher nur durch mehr oder weniger blind gestanzte Gewebeproben möglich, kann ein Karzinom nun auch bildlich nachgewiesen werden, was eine gezielte Biopsie sowie eine verbesserte Operationsplanung ermöglicht.

Die multiparametrische MRT der Prostata biete laut Radiologe Pascal Baltzer neben hohem Weichteilkontrast auch funktionelle Gewebeinformationen. Durch die Kombination mehrerer Parameter erhöhe sich die diagnostische Genauigkeit erheblich. Für die standardisierte Untersuchung und Befundung wurden internationale Richtlinien, das sogenannte Prostate Imaging – Reporting and Data System (PI-RADS) veröffentlicht. Für klinisch relevante Karzinome gebe es eine speziell hohe Detektionsrate.

Nicht alle Kassen bezahlen derzeit die Diagnose per MRT, sagte Baltzer. Rund ein Viertel (27 Prozent) an unnötigen Biopsien könnten allerdings durch die MRT-Diagnose eingespart werden. Durch gezielte Zuweisung der Patienten, u.a. unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren, würde wiederum die Zahl der nötigen MRT-Untersuchungen auf die Hälfte sinken.

Raschere Diagnose möglich

Auch die Biopsie der Prostata – die Grundlage für die Risikoeinschätzung eines Karzinoms – profitiert von der multiparametrischen MRT. Solche bildgestützten, gezielten Biopsien weisen eine Reihe von Vorteilen auf, erläuterte Martin Uggowitzer, Vorstand des Radiologie-Instituts am LKH Hochsteiermark. So biete die Untersuchung besseren Patientenkomfort durch weniger Stanzen und reduzierte Nebenwirkungen, die Verminderung von Re-Biopsien und eine raschere Diagnose. Unumgänglich für die Etablierung der neuen Methode als zukünftiger Standard sei "die interdisziplinäre Expertise und Kooperation zwischen Radiologie und Urologie".

Von einer gutartigen Prostatavergrößerung sind rund 330.000 Männer in Österreich betroffen: Jeder zweite über 50 Jahren ist damit konfrontiert, bei den über 70-Jährigen sind es bereits 70 Prozent. Neben bekannten medikamentösen und operativen Therapiemethoden stellte Florian Wolf vom AKH Wien einen relativ neuen minimal-invasiven Eingriff vor: die Prostata-Arterienembolisation (PAE). "Ein komplikationsarmes Tool zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie", sagt Wolf.

Die PAE werde unter Lokalanästhesie durchgeführt und sei schmerzfrei. Rund 50 Patienten seien so am AKH seit 2014 erfolgreich behandelt worden. Die Patientenzufriedenheit sei sehr hoch. Auch für die Behandlung von Karzinomen, ist Wolf sicher, werde die Embolisation in den nächsten Jahren ein Thema sein.

"Der Zugang zum Thema 'Männergesundheit' ist noch nicht in der Zielgruppe angekommen", resümierte Herold. In den nächsten Jahren werde sich aber auch das ändern. "Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass das Thema auch in der Politik ankommt." (APA, 18.4.2017)