Ja, es stimmt schon, wir kaufen Golf, Octavia, Tiguan, Fabia, Polo, i20 und Astra – so weit die Top sieben der Zulassungsstatistik bis Februar -, aber das liegt bitte ausschließlich daran, dass die Autos, die uns wirklich interessieren, in viel zu geringen Stückzahlen existieren. Das beweist ein Blick auf die interessantesten sieben Fahrzeuge, die heuer auf dem Automobilsalon in Genf standen.

Foto: Renault

Fangen wir beim Renault Alpine an. Bis zum Marktstart im Herbst kann man die Fahrzeuge an einer Hand abzählen. Und danach startet eine auf 1955 Stück limitierte Erstausgabe. Da werden bis März mehr Gölfe in Österreich verkauft worden sein.

Eh vernünftig

Dabei ist der Alpine eh ein recht vernünftiges Auto in unserer Auflistung. Direkt hinter den Monocoque-Schraubstöcken, die als Sitzersatz montiert sind, hat ein 1,8 Liter großer Vierzylinderturbo seinen Dressurplatz für 250 Pferde. Damit der Sprint von 0 auf 100 km/h dann auch in 4,5 Sekunden gelingt, treibt der Mittelmotor über ein Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe die Hinterräder des nur 1080 Kilogramm schweren Franzosen an.

Foto: Bentley

Noch vernünftiger ist Bentleys EXP 12, die offene Konzeptstudie des 2015 ebenfalls in Genf vorgestellten EXP 10. Wir dürfen also davon ausgehen, dass die Briten demnächst wirklich mit einem 911er-Jäger auf den Markt drängen. Ob der dann wirklich schon rein elektrisch angetrieben wird, eine Reichweite jenseits der 300 Kilometer haben wird und die induktive Schnellladung schätzt, können wir nur raten. Der EXP 12 jedenfalls wird ein Unikat bleiben.

Foto: Daimler

Von den Mercedes-AMG-GT-Autos gibt es zumindest schon so viele, dass man von einer Familie spricht. Der jüngste Spross erblickte in Genf das Licht der Öffentlichkeit, der GT Concept. Er ist ein viertüriger Traumhybrid mit einer Systemleistung von 600 kW, rund 800 PS. Hierfür werkt ein 4,0-Liter-Bi-Turbo-V8 an beiden Achsen, ein E-Motor allein an der Hinterachse. In unter drei Sekunden soll so der Sprint auf Tempo 100 gelingen.

Jede Wette

Es ist also ein bewegendes Kunstwerk, mit dem Mercedes-AMG seinen 50er feiert. Bleibt die Frage: Wie viele Fahrzeuge davon gibt es jetzt zu kaufen? Keines. Darum taucht er in der Zulassungsstatistik auch nicht auf. Und wenn sie ihn dann bauen, dann wieder nur so wenige, dass man sie ganz selten auf der Straße sieht. Jede Wette.

Foto: Ford

Ford macht das beim GT so. Die bauen nur 250 Stück dieses Ausnahmesportwagens. Insgesamt 500 Exemplare sollen vom Band laufen. Ford verkaufte die Boliden ausschließlich übers Internet. Das aber mit einem derartigen Erfolg, dass es schon erste Gerüchte gibt, dass sie noch ein paar weitere Stück bauen.

600 PS starker EcoBoost

Dabei wundert es ja niemanden, dass der Leichtbaubolide aus Karbon und Aluminium mit dem 600 PS starken Mittelmotor – ein 3,5 Liter großer, von einem Doppelturbo beatmeter EcoBoost-V6 – gefragt ist. Jedoch selbst wenn Ford die Stückzahl verdoppelt – in der heimischen Zulassungsstatistik reicht das nicht für die Top sieben.

Foto: Ferrari

Die Nummer eins will der nächste Sportwagen sein, der Ferrari 812 Superfast. Angetrieben von einem 6,5-Liter-V12-Frontmotor mit 800 PS und 718 Newtonmeter soll er Kurzweil auf der Rennstrecke und Komfort im Alltag vereinen wie kein anderer. Aber was haben wir davon, fragt man sich, wenn die Laufbänder nicht annähernd so schnell laufen wie der 340 km/h schnelle Keil aus Maranello?

Foto: McLaren

Nicht nur mit Wasser kocht man auch in Woking, wo demnächst der 720S aus den Hallen von McLaren brüllt. 4,0 Liter fasst der Hubraum des 720 PS starken V8-Bi-Turbos, der den nur 1283 Kilogramm (trocken) schweren Sportler antreibt. Damit ist er um 18 Kilogramm leichter als sein Vorgänger, der 650S, und deutlich stärker. 7,8 Sekunden bis Tempo 200, 2,9 bis 100, bei 341 km/h ist dann Schluss – womit er dem superfasten Ferrari jede Stunde einen Kilometer abnimmt. Oder sagen wir 27 Zentimeter pro Sekunde, weil wenn wo eine Kurve kommt, lupft jenseits der 330 km/h jeder gern einmal kurz das Gaspedal.

Foto: Andreas Stockinger

Das passiert einem im Italdesign Zerouno also nicht, weil bei dem ist bei 330 km/h eh schon Schluss. Unter der aufregenden Haut aus der Feder von Italdesign Giugiaro steckt die gleiche Basis wie im Huracán von Lamborghini oder dem R8 4S von Audi. Die VW-Konzerntochter Italdesign, die sonst eher im Hintergrund Feinarbeiten für Hersteller wie Audi oder Mini macht – oder Flugkörper –, gibt damit ein feines Lebenszeichen direkt im Rampenlicht von sich. In der heimischen Zulassungsstatistik werden sie aber keine große Rolle spielen, weil vom Zerouno werden nur fünf Stück gebaut. (Guido Gluschitsch, 8.5.2017)