Das soziale Netzwerk Facebook hat seine jährliche Entwicklerkonferenz F8 eröffnet. Man wolle eine "globale Gemeinschaft" bauen und nicht bloß Familie und Freunde miteinander vernetzen, betonte Firmenchef Mark Zuckerberg zu Beginn der Eröffnungs-Keynote. Man wolle Menschen mit unterschiedlichen Ideen zusammenbringen und Gemeinsamkeiten finden lassen.

Ein Teil dieses Plans sind technologische Vorstöße. Besonders stark setzt man dabei auf Augmented Reality, die Kombination aus physischen und digitalen Inhalten, und Virtual Reality, das Eintauchen in digitale Welten.

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Camera Effects

Ein erster Schritt dazu ist der Start der "Camera Effects"-Plattform in die Betaphase. Gestützt von künstlicher Intelligenz sollen etwa Nutzer künftig 3D-Effekte und virtuelle Sticker in Apps wie dem Messenger oder Instagram nutzen können. Ein neurales Netzwerk soll mittlerweile mit hoher Genauigkeit den Aufbau eines Fotos erkennen und so die Platzierung dreidimensionaler, digitaler Objekte im Raum erlauben.

Automatische Objekterkennung soll es ermöglichen, virtuellen Dampf über einer Tasse Kaffee entstehen oder Regen auf eine Pflanze prasseln zu lassen. Dazu kommen auch neue Videoeffekte, die auch in Echtzeit genutzt werden können, etwa über die Liveaufnahme gelegte GIFs.

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Auch für nachträgliche Bearbeitung verspricht der Fortschritt einiges. Der Algorithmus soll Szenen so gut analysieren können, dass sich etwa ein Surfer spurlos aus einer Filmaufnahme des Ozeans entfernen lassen soll.

Die Plattform ist bereits für erste Entwickler geöffnet worden. Vorgestellt wurden Projekte wie eine Kunst-App, in der man an Wänden digital malen kann, oder Augmented-Reality-Spiele für den Wohnzimmertisch. Die Technologie soll auch dazu verwendet werden können, dank genauer Positionserkennung permanent mit der physischen Welt verknüpft zu werden. Eine Möglichkeit ist auch das Hinterlassen virtueller Notizzettel und anderen Objekten an realen Orten, die von Freunden dort gelesen werden können.

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Spaces

Mit "Spaces" geht auch die eigene "Social VR"-Plattform von Facebook ins Beta-Stadium über und steht nun Besitzern einer Oculus Rift offen. Es lassen sich nun detailliertere Avatare erstellen. Dazu können Nutzer 3D-Objekte zeichnen oder 360-Grad Videos als Hintergrund für einen Chat verwenden. Auf diese Weise lässt sich etwa gemeinsam eine Flussfahrt erleben. Als Gimmick hat man auch einen virtuellen Selfiestick integriert, mit dem Nutzer ihre VR-Erlebnisse festhalten können.

Die Erkennung von Position, Handbewegungen und Gesichtsausdrücken sollen die VR-Ausflüge künftig noch immersiver machen. Im Moment biete Spaces nur einen kurzen Einblick und vielleicht "einen Prozent" dessen, was man umsetzen wolle, so das Unternehmen.

UploadVR

Messenger 2.0

Aufgewertet wird auch der Messenger, hier hat man es auf die Nutzung im Businessbereich abgesehen. Kein Wunder, denn mittlerweile sollen 60 Millionen Betriebe und Unternehmer sich auf Facebook tummeln, von denen 80 Prozent diesen Benachrichtigungskanal aktiviert haben.

In einem neuen Menüpunkt namens "Discover" sollen Nutzer etwa verschiedene Medien entdecken oder sich über Geschäfte und Lokale in der Umgebung informieren können. Neben der Möglichkeit der Kontaktaufnahme soll es dabei auch Zusatzfunktionen, etwa Terminbuchung, geben.

Auch die Unterstützung von Bots wird ausgeweitet. Diese lassen sich künftig auch in Gruppenchats integrieren. Einen ersten Anwendungsfall zeigt man etwa mit einem Spotify-Bot, mit dem man künftig Songempfehlungen einbinden kann. Spotify-Nutzer können das jeweilige Lied dann direkt im Chat anhören, andere User hören einen Ausschnitt. Mit dabei ist auch Open Table, das auf diese Weise gemeinsame Buchungen von Restauranttischen ermöglicht. Auch Apple hat Unterstützung angekündigt und will einen Bot für Apple Music bereit stellen.

Facebooks eigener automatischer helfer, "M Suggestions", kann sich in Zukunft ebenfalls einklinken. Er liefert beispielsweise Bestellvorschläge, wenn man sich mit Freunden über Pläne für das Abendessen unterhält. Mit "Messenger Codes" können Nutzer zudem mit dem Scan eines QR-Codes künftig Bots direkt per Messenger kontaktieren, was etwa bei Veranstaltungen nützlich sein soll.

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Smart Replies

Für Betriebe, die keinen Bot programmieren wollen, gibt es als Erleichterung für die Kommunikation die Möglichkeit für "smarte Antworten". So lassen sich Antworten für häufig gestellte Fragen – etwa "Wann habt ihr heute geöffnet?" – speichern, die bei Bedarf automatisch gesendet werden.

Ausgeweitet wird auch die Möglichkeit von Facebook-Logins. Mit dem Netzwerk verbundene Android-Apps sollen automatisch erkennen, wenn die Facebook-App bereits installiert ist und dann eine entsprechende Login-Möglichkeit anbieten. Entwickler sollen außerdem die Möglichkeit erhalten, Facebook-Konten als Alternative zu anderen Wiederherstellungsmöglichkeiten anzubieten, wenn man sein Passwort für einen Dienst vergessen hat.

Mordvideo: Zuckerberg verspricht Besserung

Und schließlich hatte Mark Zuckerberg auch etwas zu den Ereignissen rund um das Mordvideo zu sagen, die seine Firma zuletzt wieder in die Kritik gebracht hatten. Er kondolierte der Familie des Opfers und versprach, dass man alles tun wolle, damit solche Aufnahmen auf Facebook nicht mehr gepostet werden können.

Das Profil des mutmaßlichen Täters wurde zwar 23 Minuten nach Eingang der Meldung zum Mordvideo gesperrt, zu diesem Zeitpunkt war es jedoch gut zwei Stunden lang online verfügbar. Und das, obwohl ein Hinweis auf den verstörenden Livestream mit dem Geständnis ebenfalls rund zwei Stunden zuvor bei Facebook eingegangen war. Der mutmaßliche Mörder hat sich heute nach einer kurzen Verfolgungsjagd mit der Polizei selbst das Leben genommen. (gpi, 18.04.2017)