Nach einer gewittrigen Nacht befinden wir uns noch immer im Lager in Tsukyuma, denn der nepalesische Wettergott hat über Nacht sein wahres Gesicht gezeigt: Am Abend begann es zu schneien, dann kam das erste Wetterleuchten, das vom Donner abgelöst wurde. Die Gewitterwolken stauten sich im Bergkessel, in dem wir uns befinden und ließen im Sekundentakt Blitze auf uns herabregnen. Dazu kamen Massen an Schnee.

Dreimal mussten Noemi und ich in der Nacht ins Freie, um mit unseren Füßen und bloßen Händen das Zelt von den Schneemassen zu befreien. Es liegen fast 50 Zentimeter Neuschnee, der zudem noch sehr feucht ist. Die Lagerwahl auf 4500 Metern war dennoch eine gute Entscheidung, denn hier waren wir glücklicherweise relativ vor dem Wetter geschützt.

Der Blick zum Pass
Foto: Hannes Gröbner

Am Vormittag klingt der Schnee ab, doch die Schneemassen verhindern ein Weiterkommen trotz des mittlerweile halbwegs erträglichen Wetters: kein Pfad ist zu erkennen, die Ausrüstung unserer Träger ist bei Weitem nicht so gut wie unsere und ein Zurück ist aufgrund der herrschenden Lawinengefahr unmöglich. 

Unsere aktuellen Wetterdaten aus Innsbruck und aus Kathmandu stimmen uns leider auch nicht gerade glücklich: Es soll zwar ein paar gute Wetterfenster geben, doch für die geplante Passüberquerung ist viel Niederschlag angekündigt. In anderen Worten: Es wird noch mehr schneien und das macht den Pass unüberwindbar.

Wir können auch nicht auf eine Entspannung der Situation warten, denn durch die gesteigerte Lawinengefahr wäre die Passquerung viel zu gefährlich und das wäre rücksichtslos gegenüber unserer Mannschaft.

Passquerung – allerdings nicht so wie geplant

In der Nacht kam zum Schnee noch böiger Wind dazu, der die Lawinengefahr auf ein unberechenbares Niveau hebt. Mit gutem Wetter hätte sich die Situation wohl in ein paar Tagen langsam entschärft, so dass wir dann womöglich unsere Überschreitung fortsetzen hätten können. Allerdings hatten wir nach dem Durchgang der markanten Kaltfront nur ein kurzes Zwischenhoch von circa 24 bis 36 Stunden.

Wir entscheiden uns also für die Option eines Helikopterfluges bis nach Thame auf die andere Seite des Trashi-Laptsa. Ein Umweg, der auch nur bei Sonnenschein möglich ist – und der ist rar.

Hubschrauberunterstützung
Foto: Markus Amon

Probleme mit der Akklimatisierung

Für uns sollte die Querung des Trashi-Laptsa-Passes und die Besteigung des Pachermo mit 6200 Metern Höhe ein wichtiger Meilenstein unserer Akklimatisierung sein. Dieser Baustein der Mount-Everest-Besteigung fehlt uns nun und zwingt zur Improvisation. 

Der Helikopter, der uns über den Pass flog, setzt uns in Thame ab. Unser Team muss nun den Akklimatisierungsplan auf den Kopf stellen und die nächsten Tage vorbereiten. Wir werden uns nun noch genauer ans Wetter und die Verhältnisse anpassen und flexibel sein. Denn die wahre Herausforderung steht uns noch bevor. (Hannes Gröbner, 19.4.2017)

Unserem Ziel einen Schritt näher: der Mount Everest.
Foto: Hannes Gröbner

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