Veränderungen werden früher entdeckt. Damit wird verhindert, dass Tumoren überhaupt entstehen oder sich Metastasen entwickeln können.

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In Österreich erkranken rund 4.700 Menschen pro Jahr an Darmkrebs. Die Rate der Neuerkrankungen ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp 20 Prozent, die der Sterberate um fast 30 Prozent zurückgegangen. Das belegt nun eine Studie unter der Leitung von Monika Ferlitsch von der MedUni Wien. Diese Entwicklung ist vor allem eine Folge der verbesserten Vorsorge durch Darmspiegelungen (Koloskopie), bei der Krebsvorstufen entfernt werden, bevor die Krankheit ausbrechen kann.

Die Qualität der Darmspiegelungen wurde im Zeitraum zwischen 2007 und 2014 an 159.246 Vorsorgekoloskopien evaluiert. Obwohl sich die Anzahl der frühen Vorstufen (Adenome) im Beobachtungszeitraum deutlich erhöhte, ging die Rate der fortgeschrittenen Veränderungen signifikant zurück. Ferlitsch: "Das Ergebnis belegt, dass sich die Qualität der Vorsorgeuntersuchungen klar verbessert hat. Wir entdecken Veränderungen früher und häufiger und verhindern damit, dass Tumoren überhaupt entstehen oder sich Metastasen entwickeln können."

Die Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt der MedUni Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (OEGGH), des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und der Österreichischen Krebshilfe.

Klinische Leitlinien

Ferlitsch wurde von der Europäischen Gesellschaft für Gastrointestinale Endoskopie (ESGE) beauftragt, klinische Leitlinien für die Entfernung kolorektaler Polypen und für die endoskopische Mukosaresektion (Abtragung von veränderter Schleimhaut) zu erstellen. Ferlitsch: "Wenn Polypen im Rahmen der Vorsorgekoloskopie Guideline-konform entfernt werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie komplett abgetragen werden, wesentlich höher. Damit kann der Polyp nicht wieder wachsen und sich auch nicht zu Darmkrebs entwickeln."

Die Ärzte vermindern also mit einer radikalen Entfernung der Polypen das Risiko der Bildung eines Intervallkarzinoms, also eines Tumors, der zwischen zwei Untersuchungen entsteht. Diese entstehen je zu einem Drittel aus übersehenen, inkomplett abgetragenen oder sehr rasch wachsenden Adenomen.

Diagnose und Behandlung von Darmkrebs sind auch das Thema des 10. Kongresses der Europäischen Vereinigung für Kolorektalkrebs (EFR), der von 20. bis 22. April 2017 im Hörsaalzentrum der MedUni Wien tagt. Das Ziel des Kongresses ist es, den wissenschaftlichen Austausch in der Erforschung des Dickdarmkrebses international zu intensivieren. (red, 19.4.2017)