Die Arbeitslosenquote von Personen mit Pflichtschulabschluss stieg in den vergangenen Jahren rasant an.

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Wien – Der Arbeitsmarkt in Österreich hat sich in den vergangenen 25 Jahren stark gewandelt. Die Arbeitslosenquote von Personen mit Pflichtschulabschluss ist von 9,5 Prozent im Jahr 1990 auf 26 Prozent rasant nach oben geschnellt. "Immer mehr Hilfsarbeiterjobs sind wegfallen", sagte IHS-Arbeitsmarktökonom Helmut Hofer. "Es wird nicht besser werden", lautet sein pessimistisches Fazit.

Investitionen nötig

Die Regierung müsse in Qualifizierung und Umschulungen von Niedrigqualifizierten investieren, um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern, so der Arbeitsmarktökonom. Vor 30 Jahre sei ein Pflichtschulabschluss "nicht etwas Ungewöhnliches" gewesen. Seitdem seien durch die Digitalisierung und Automatisierung viele Stellen für Hilfsarbeiter weggefallen. "Ohne Computerwissen tut man sich heute extrem schwer." Mehr ältere Arbeitnehmer und ausländische Arbeitskräfte würden heute nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen.

Deutlich besser sieht die Lage am heimischen Arbeitsmarkt für Personen mit höheren Bildungsabschlüssen aus: Die Arbeitslosenquote für Personen mit Lehrabschluss lag im Jahr 2016 bei 7,9 Prozent, mit allgemeinbildender höherer Schule (AHS) bei 6,1 Prozent, mit berufsbildender höherer Schule (BHS) bei 4,4 Prozent, mit berufsbildender mittlerer Schule (BMS) bei 4,1 Prozent und mit Uni-, FH-, PH- oder Akademie-Abschluss bei 3,6 Prozent, teilte das AMS mit. Die allgemeine Arbeitslosenquote (ohne Schulungsteilnehmer) lag 2016 bei 9,1 Prozent.

"Aktion 20.000"

Insgesamt waren im Jahr 2016 rund 357.313 Personen arbeitslos gemeldet (ohne Schulungsteilnehmer), ein Plus von 2.981 Arbeitslosen oder 0,8 Prozent. Knapp die Hälfte der Arbeitslosen (161.300 Personen) hatte im vergangenen Jahr nur eine Pflichtschulbildung, jeder dritte Arbeitslose (115.594 Personen) verfügte über einen Lehrabschluss. Insgesamt hatten damit rund 80 Prozent aller Arbeitslosen entweder einen Pflichtschul- oder Lehrabschluss.

Die von Sozialminister Alois Stöger und Bundeskanzler Christian Kern (beide SPÖ) forcierte "Aktion 20.000" soll Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen, IHS-Ökonom Hofer ist hingegen leicht skeptisch. "Schön wenn es funktioniert." Im Rahmen der Aktion sollen insgesamt 20.000 Arbeitsplätze pro Jahr für langzeitarbeitslose Menschen ab 50 Jahren in Gemeinden, über gemeinnützige Trägervereine und Unternehmen geschaffen bzw. gefördert werden. Kritisch sieht Hofer die Aktion, wenn sich die gemeinnützigen Träger nur die gut qualifizierten Arbeitslosen herauspicken würden und die Personen mit den niedrigsten Qualifikationen übrigbleiben würden. Die "Aktion 20.000" müsse als Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt konzipiert sein, um erfolgreich zu sein. (APA, 19.4.2017)