Ein Chanson von Serge Lama bringt das Eis zum ersten Mal zum Schmelzen. Gérard Depardieu betritt das Frühstücksbuffet wie ein alternder Rockstar mit Sonnenbrille und singt leise mit. Dann folgt sein Chauffeur, den Sadek verkörpert, im richtigen Leben und im Film eigentlich Rapper. Er kennt das Lied auch, zur Verwunderung des anderen, der in ihm nur den "Araber" sieht.

Von einem Hafen zum nächsten unterwegs: Gérard Depardieu und Sadek in "Tour de France".
Foto: Lunafilm

Tour de France heißt der Film von Rachid Djaïdani, der zunächst wie ein Imitat der Erfolgskomödie Ziemlich beste Freunde (Intouchables) wirkt. Nach dem Muster: Weißer Franzose wird durch die Begegnung mit Minderheit eigene Vorurteile überwinden. Das trifft zwar zu, aber hat in diesem Fall performativen Mehrwert. Denn Depardieu und Sadek sind tatsächlich zwei imposante Beispiele französischer Diversität. Das Drehbuch übertreibt es freilich: Der Alte verehrt den Landschaftsmaler Joseph Vernet, während der Jüngere mit seinem Handy abstrakte Reiseimpressionen filmt.

epd Film

Depardieu ist in diesem Roadmovie so gefordert wie ein Barkeeper bei mäßigem Betrieb. Er darf auch ausgiebig essen und trinken, nur manchmal kommt es zu kleineren Streits, etwa wenn er Rap als eine Anhäufung von Vulgarismen imitiert. Dass die beiden im Herzen eigentlich viel eint, ist bei dieser Art von Kino aber so sicher, wie dass auf einen Drink immer ein nächster folgt. (kam, 19.4.2017)