Ein Konzeptentwurf, der nicht von Apple stammt, zeigt, wie das kommende iPhone aussehen könnte. Im Netz hat der Vorschlag viele Fans gefunden.

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Hätte das iPhone 7 Plus keine Doppelkamera mitgebracht, wäre die öffentliche Debatte über Apples aktuelle Smartphone-Generation wohl nur einem Feature – oder eigentlich dessen Fehlen – gewidmet gewesen: der Kopfhörerklinke. Der altbewährte 3,5-mm-Stecker wurde ausgespart.

Nutzer müssen nun entweder den beigelegten Adapter verwenden, über den manche Headsets allerdings nicht vollständig funktionieren. Oder sie nutzen künftig Accessoires mit Lightning-Anschluss, bei denen es bislang aber nur wenig Auswahl unter Markengeräten gibt. Nicht wenige Kritiker hatten die Aussparung der Buchse als unnötig und kundenfeindlich bezeichnet.

Sinnbild

Der Schritt steht allerdings sinnbildlich für eine Reihe an seltsamen Designentscheidungen, argumentiert Thomas Ricker bei "The Verge". Er zweifelt mittlerweile daran, dass Apple noch in der Lage ist, in Sachen Produktdesign neue Maßstäbe zu setzen.

Als Lackmustest sieht er die nächste iPhone-Generation. Gerüchteweise soll sich deren Verfügbarkeit nach hinten verschieben, weil Apple Probleme hat, den Fingerabdruckscanner direkt unter dem Display zu verbauen. Ein Vorhaben, an dem angeblich schon Samsung gescheitert ist, weswegen der koreanische Konzern den Sensor an seine eigenartige Position auf der Rückseite des Galaxy S8 verfrachtet hat.

Die neue Magic Mouse (links) kann nicht gleichzeitig verwendet und aufgeladen werden, weil ihr Ladeanschluss sich auf der Unterseite befindet. Das "Smart Battery Case" für das iPhone hingegen wurde vielfach aufgrund seiner Ästhetik kritisiert.
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Derlei Probleme sind bei Apple allerdings eine neuere Erscheinung, auch weil der kalifornische Hersteller üblicherweise von bereits verfügbaren Technologien profitiert. Das Konzept der Computermaus gab es bereits, bevor Apple sie mit einem PC verbunden hat, Festplatten und MP3-Player existierten auch vor dem iPod. Auch Smartphones wurden verkauft, bevor das iPhone auf den Markt kam. Doch mit einem kapazitiven Display nebst auf Fingerbedienung ausgelegter Oberfläche machte man das Konzept reif für den Massenmarkt – und das, obwohl das Apple-Handy zunächst nicht einmal mobiles Breitband beherrschte.

Patzer beim Mac-Pro-Design

Nachdem man über viele Produktgenerationen oft mit großen Neuerungen aufwarten konnte, fehlten diese in jüngerer Vergangenheit. Schlimmer noch, in einigen Belangen hat sich Apple einige Fehlentscheidungen geleistet, so Ricker.

Zuletzt etwa musste man eingestehen, dass das Gehäusedesign des Mac Pro aus dem Jahr 2013 ein ordentliches Hardwareupgrade für eine neue Generation verhindert. Dementsprechend veröffentlichte man kürzlich nur eine Neuauflage mit etwas besseren Spezifikationen, wirkliche Besserung soll erst ein neues Modell im kommenden Jahr bringen.

Auch den Mehrwert der Touchbar am neuen Macbook Pro zweifelt Ricker an. Zudem werde der kleine Zusatzbildschirm anstelle der physischen Funktionstasten bislang nur von wenigen Apps unterstützt. Und anstatt den von vielen Nutzern geschätzten Magsafe-Anschluss an das USB-C-Zeitalter anzupassen, wurde er einfach eliminiert.

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Die Airpods verzögerten sich zuerst und sind praktisch seit Verkaufsstart nur schwer verfügbar. Derzeit liegt die übliche Lieferzeit für die Abholung in Apple Stores bei sechs Wochen.
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Magic Mouse und Ladehülle

Dazu verabschiedete sich Apple aus dem Routergeschäft zu einer Zeit, in der das Smart Home an Bedeutung gewinnt und mit Mesh-Routern ein neues Kapitel dieser Gerätekategorie aufgeschlagen wird. Die Unterstützung für die eigene Homekit-Plattform lasse ebenfalls zu wünschen übrig, und mehr als zwei Jahre nach Veröffentlichung des Amazon Echo hat Apple seine eigene Sprachassistentin immer noch nicht in smarte Heimgeräte gesteckt.

Hinzu kommen Designfehler wie der auf der Unterseite der neuen Magic Mouse befindliche Ladeanschluss, die unansehnlich "buckeligen" Akkuhüllen für die iPhones und das hervorstehende Kamerasegment des Smartphones.

Pessimistische Aussicht

Bei den Airpods, jenen kabellosen Ohrhörern, die anstelle der Kopfhörerbuchse als Zukunftsvision angepriesen wurden, kämpft man bis heute mit langen Lieferverzögerungen. Was Ricker einst als Zeichen extrem hoher Nachfrage gesehen hätte, schätzt er nun als Folge von Produktionsproblemen ein.

Er bezweifelt auch, dass Apple zeitgerecht eine gute Lösung für den Fingerabdruckscanner beim nächsten iPhone findet, zumal manche Analysten sogar schon spekuliert hatten, dass dieser komplett entfernt und durch einen Gesichts- oder Irisscan ersetzt werden könnte. Für Touch-ID-basierte Transaktionen mit Apple Pay müsste dann ein Zusatzgerät her. "Glaubt mir", so schließt der Autor sarkastisch, "sobald ihr ein Fingerabdruck-Dongle seht, hat Apple es vermasselt". (red, 19.4.2017)