Monika und Gerald Ziwna wohnen in der Wiener Herrengasse im ehemaligen Redaktionsgebäude des Standard und nur ein paar Schritte von ihrer Galerie entfernt. Die Wohnung ist Passepartout für die Kunst.

"Die Innenstadt ist seit 22 Jahren unser Zuhause. Früher war unsere Galerie noch im Palais Harrach, seit fünf Jahren befindet sie sich in der Herrengasse 17, genau da, wo früher die Dependance des Cafés Central war. Wir lieben diese Gegend, diese zauberhafte Aura, dieses geschichtsträchtige Wiener Ambiente. Mit dem Umbau zur Begegnungszone wurde die Herrengasse extrem aufgewertet. Es gibt weniger Autos, dafür mehr Fußgänger, mehr Geschäfte und insgesamt ein bewussteres Wahrnehmen des städtischen Lebens.

Foto: Lisi Specht

Eigentlich wohnen wir in Neustift am Walde, doch als wir davon erfahren haben, dass nur eine Gehminute von unserer Galerie wunderschöne Mietwohnungen errichtet werden, mussten wir zuschlagen. Seit ein paar Monaten also haben wir hier eine kleine Innenstadtwohnung mit 60 Quadratmetern, die wir unter der Woche nutzen. Es ist ein prunkvolles Haus mit einem prächtigen Stiegenhaus mit ausgerollten Teppichen und Kandelabern und mit einer Aura, die einen ruhig, stolz und irgendwie erhaben erscheinen lässt.

Uns beeindruckt die Geschichte dieses Hauses – beziehungsweise der beiden Häuser, denn streng genommen handelt es sich um zwei getrennte Palais, die erst später zusammengelegt wurden. Das Palais Trauttmansdorff gehörte ab 1639 dem Grafen Trauttmansdorff beziehungsweise seiner Familie. Das benachbarte Palais Batthyány wurde 1718 von der Gräfin Eleonore Batthyány erworben. Traurige Berühmtheit erlangte es durch die Spionageaffäre im Mai 1913, als sich im damals hier befindlichen Hotel Klomser der entlarvte Agent Oberst Alfred Redl erschossen hatte. Es ist beruhigend, nicht genau zu wissen, wo sich das Unglück ereignet hat.

Fotos: Lisi Specht

Vielen Journalisten und Redakteuren sind die beiden Palais aber vor allem deshalb ein Begriff, weil hier bis vor vier Jahren die der Standard-Redaktion beheimatet war. Wir haben uns erkundigt: Unsere Wohnung liegt genau da, wo sich früher das Innenpolitik-Ressort befunden hat. Ein tolles Gefühl. Im Zuge einer sehr umfassenden Revitalisierung haben die Eigentümer das Haus nun zu hochwertigen Mietwohnungen namens "Palais, Palais" ausgebaut.

Die Wohnung ist ein Ruhepol. Manchmal kommt sie uns vor wie eine Zeitmaschine. Es ist, als würde man eine andere Welt betreten. Wir haben Fischgrätparkett, weiße Stuckwände und an die 4,70 Meter Raumhöhe. Wir haben bewusst alles weiß belassen, nicht nur die Wände, sondern auch die Möbel, denn die Bühne gilt der Kunst. Diese Wohnung ist wie eine Leinwand, wie ein Passepartout für unsere Bilder und Skulpturen sowie für unsere bunte Sammlung an Muranoglas. Kunst ist das, was berührt. Wenn das Bauchgefühl angesprochen wird, wenn dieser ganz bestimmte Zauberfunke überspringt, dann bringt das eine Gänsehaut und eine innere Spannung mit sich, die sich mit nichts anderem erzielen lässt. Es gibt nichts Schöneres, als für ein ganz bestimmtes Werk den einen perfekten Ort in der Wohnung zu finden. Das kann Wochen und Monate dauern, aber dann ist es gut.

Fotos: Lisi Specht

Umso spontaner sind wir in der Auswahl unserer Möbel. Immer schon gewesen! Ein Möbelstück muss schön sein und funktionieren. Da wird nicht lange diskutiert. So haben wir die Wohnung im Nu eingerichtet. Die Einrichtung würden wir als komfortabel und zeitlos elegant bezeichnen. Es ist ja so: Wohnen hat mit dem innersten Ich zu tun. Man investiert Zeit, Geld und Energie hinein, und am Ende dient die Wohnung als Batterie und Energiequelle. Es ist eine Energie, die wir der Wohnung entnehmen können, um uns selbst zu stärken. Ist das nicht schön?" (24.4.2017)