Traditionell mit Gartenzwerg und Holzhütte geht es nach wie vor in vielen Kleingärten zu, doch die modernen Häuser werden häufiger.

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Traditionelle und moderne Kleingartenhäuser, die das ganze Jahr über bewohnt werden können, stehen in den meisten Schrebergartensiedlungen nebeneinander.

Foto: AS Haus Strompf

Und es werden noch mehr.

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Denn die Nachfrage nach massiven Häusern auf Kleingartengrundstücken ist hoch, sagen Experten.

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Ruhe: Wie still es hier oben ist, fällt dem Besucher als erstes auf, wenn er die Kleingartensiedlung auf dem Wiener Schafberg betritt. Parzelle für Parzelle reihen sich hier Schrebergärten aneinander. In den meisten stehen kleine Holzhäuser, Gartenzwerge und Obstbäume – sie sehen aus, wie man sich einen Kleingarten vorstellt. Dazwischen liegen vereinzelt massive Häuser. Eines ist das Zuhause von Wolfgang Kroboth und seiner Familie – das ganze Jahr über. Denn die Kroboths haben sich vor einigen Jahren dazu entschieden, für immer in ihren Schrebergarten zu ziehen.

Früher stand auch auf ihrem Grundstück eine kleine Holzhütte, heute ist es ein Einfamilien-Kleingartenhaus mit 140 Quadratmeter Nutzfläche. "Viele bauen im Kleingarten rustikal und sehr urtümlich, das wollten wir von Anfang an nicht", sagt Kroboth. Sein Haus ist modern, hat ein flaches und keines der klassischen Kleingartenhausdächer. "Einem typischen Kleingärtner würde es hier nicht gefallen", glaubt Kroboth.

Oberirdisch dürfen bei einem Kleingartenhaus in Wien maximal 50 Quadratmeter Fläche verbaut werden, erklärt Arpad-Zoltan Strompf, Eigentümer des Unternehmens AS Haus, das auf den Bau von Kleingartenhäusern spezialisiert ist. Der Keller darf bis zu 83 Quadratmeter groß sein, darüber sind zwei Stockwerke erlaubt. "Ein Haus mit 150 bis 160 Quadratmetern geht sich da schon aus", sagt Strompf. Aber die Dämmung etwa werde dann zur Herausforderung, denn jeder Zentimeter, der dafür gebraucht wird, fehlt im Haus an Wohnraum. Effiziente Planung sei daher das Wichtigste. Das bestätigt auch Kroboth: "Da braucht man eine Baufirma und einen Architekten, die sehr geschickt sind."

Ein Kellerwunder

Auch in seinem Haus ist der meiste Platz im Keller. Eine offene Wohnküche mit Essbereich und Glasfronten zum Garten hin sowie ein WC befinden sich im Erdgeschoß, im ersten Stock gibt es zwei Schlafzimmer und ein Bad. Das wahre Potenzial des Hauses erschließt sich aber tatsächlich erst, wenn man das Untergeschoß betritt. Hier gibt es alles, was auch in einem herkömmlichen Einfamilienhaus zu finden ist: einen begehbaren Kleiderschrank, ein Büro, ein Gästezimmer, viel Stauraum, ein zweites, sehr großes Bad, und sogar eine zweite Küche ist hier untergebracht. "Der Keller lässt sich als komplett eigenständige Wohnung nutzen, inklusive eigener Eingangstür. Ohne diesen Bereich wäre uns das Haus auf jeden Fall zu klein", sagt Wolfgang Kroboth. Das Niedrigenergiehaus verfügt zudem über integrierte Wohnraumbelüftung, Luftwärmepumpe und Fußbodenheizung.

Was die Ausstattung betrifft, bleibt Kleingartenhäuslbauern oft mehr Geld übrig, "weil die meisten den Grund, auf dem sie bauen, nicht gekauft, sondern nur – meist für 99 Jahre – gepachtet haben", erklärt Alfred Bannauer, Geschäftsführer des gleichnamigen Holzbau-Unternehmens, das auch Kleingartenhäuser baut. Das zeigt sich auch auf der Wiener Kleingartenmesse, auf der Unternehmen ausstellen, die etwa Pools, Infrarotkabinen, Saunen und Whirlpools in flexiblen Ausführungen speziell für Kleingartenhäuser anbieten. "Man muss im Kleingartenhaus auf keinerlei Luxus verzichten, auch wenn man weniger Platz hat", sagt Planerin Bianca Benedik, die mit einem Stand auf der Messe vertreten ist. Bei der Ausstattung sei eine Grenze nach oben nicht vorhanden, glaubt Strompf: "Es gibt Kleingartenhäuser mit Fotovoltaikanlagen, Dachterrassen und sehr luxuriöser Ausstattung."

Im Haus der Kroboths erinnert kaum etwas an ein Schrebergartenhaus: hochwertige Holzböden, eine moderne Küche und fast luxuriös anmutende Badezimmer. Luxus würde Kroboth es dennoch nicht nennen, "denn wer sehr reich ist, wird nicht hier wohnen wollen" sagt er und meint damit, dass man Einkäufe oder Reisegepäck weit tragen muss, weil man nicht mit dem Auto bis vor das Haus fahren kann. Diese schmalen Wege zum Haus verursachen auch im Bau hohe Kosten. Weder große Baumaschinen oder Kräne können zufahren, noch lässt sich Aushubmaterial irgendwo lagern. "Das können herkömmliche Baufirmen gar nicht leisten", sagt Kroboth. Das bestätigt Strompf: "Die Wege sind oft nur 80 Zentimeter bis einen Meter breit. Liegt eine Parzelle tief in einer Siedlung und man muss ein altes Haus oder Aushubmaterial wegtransportieren, geht das nur von Hand oder mit kleinen Geräten."

Eine Traumaussicht

Der wahre Luxus liegt im Kleingarten wohl aber in der Möglichkeit, in und mit der Natur leben zu können. Im Haus der Familie Kroboth verbindet die offene Struktur zum Garten Wohnraum und Außenbereich – der Übergang verläuft fließend. Im Garten gibt es einen großen, beheizbaren Meerwasserpool, Hochbeete für Gemüse und einen Schafberg-Marillenbaum. Weil das Haus auf einem Hang liegt, bietet sich ein beeindruckender Ausblick über Wien. "Im Sommer spielt sich unser ganzes Leben draußen ab, da sind die Glastüren immer offen und wir grillen fast ausschließlich", erzählt der Hausherr. Und sogar im Winter wirft die Familie hin und wieder den Grill an." Es fühlt sich so an, als würden wir in der Einöde leben, vor allem im Winter, wenn nur ein paar Häuser bewohnt sind, oder so, als wären wir das ganze Jahr über im Urlaub", sagt Kroboth.

"Früher dachte ich, die Menschen in Kleingärten sind eigenbrötlerisch und komisch, das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet." Vor allem am Wochenende, wenn auch die Gartenbesitzer kommen, die nur temporär hier Zeit verbringen, ist viel los. "Dann werden Feste gefeiert, die Menschen grillen, das ist hier oben ein ganz anderes Leben als unten in der hektischen Großstadt."

Neben den Vorschriften für den Hausbau gibt es im Kleingarten auch zahlreiche weitere Regeln. Dazu gehört etwa, wie der Gartenzaun aussehen, wer welche Abschnitte davon reparieren muss oder auch die Ruhezeit zwischen 12 und 15 Uhr. "In diesen Stunden darf keinerlei Lärm gemacht werden, aber daran gewöhnt man sich", sagt Wolfgang Kroboth. Bannauer glaubt hingegen, "dass diese Vereinsmeierei nicht für jeden etwas ist". Dennoch ist die Nachfrage nach Kleingärten in Wien ungebrochen hoch. "Viele werden derzeit an die Enkelgeneration übergeben, und die bauen dann auch dort", so Strompf, der auch den Grund dafür kennt: "Da wohnt man mitten in der Stadt und doch auf dem Land." (Bernadette Redl, 14.5.2017)