Ich bin hier erst vor ein paar Monaten eingezogen. Alles ist noch ganz frisch. Die Wohnung befindet sich im zweiten Bezirk in einem Jahrhundertwendehaus in der Nähe des Pratersterns. Sie liegt im dritten Stock plus Mezzanin und misst um die 140 Quadratmeter. Gefunden hab ich die Wohnung nach circa drei Monaten Suche im Internet. Davor hab ich im 22. Bezirk, also jenseits der Donau, in einem Haus gelebt.

Der eine Windhund ist der ihre, der andere gerngesehener Gast bei Brigitte Kowanz.
Foto: Daniel Gebhart De Koekkoek

Ich wohne hier allein mit meinem Hund namens Hibah. Seine Rasse wird "italienisches Windspiel" genannt. Hibah ist Arabisch und bedeutet übersetzt so viel wie Geschenk. Mein 21-jähriger Sohn Adrian, der gleich um die Ecke zu Hause ist, hat auch so ein "Windspiel". Seines heißt Paul, und gemeinsam sausen die Hunde oft wie Wirbelwinde durch die Wohnung. Die beiden sind übrigens Halbgeschwister.

Die Lage meines neuen Zuhauses ist sehr gut, vor allem weil der Weg in mein Atelier ein sehr kurzer ist, und die Gegend hier hat mich immer schon angezogen. Es ist die Nähe zum Zentrum, aber auch die kurze Entfernung zum Prater und zur Donau, die es mir angetan haben. Außerdem kommt man von hier aus gut zum Flughafen. Ich bin viel unterwegs. Dass der zweite Bezirk so schick und bei vielen beliebt ist, berührt mich nicht wirklich.

Wohnen und Arbeiten

Neben der Lage war auch der Grundriss ein guter Grund, in diese Wohnung zu ziehen. Sie verfügt über einen sehr großen Vorraum, was mir sehr wichtig ist. Ich möchte in einer Wohnung ankommen können. Ferner gibt es zwei große Zimmer mit jeweils 30 Quadratmetern. Eines davon ist eine Art Salon mit einem schönen alten Kachelofen, das andere ein Arbeitszimmer mit einem großen Tisch und vielen Sesseln drum herum.

Überall in der Wohnung sind neben ihrem Hund Hibah auch Werke von Brigitte Kowanz zu sehen.
Fotos: Daniel Gebhart De Koekkoek

Dann gibt es auf der anderen Seite noch ein großes Zimmer, das einstweilen noch keine wirkliche Funktion erfüllt. Wahrscheinlich wird es ein Schlafzimmer. Im Moment nächtige ich noch im Salon. Dazwischen liegen noch eine Küche, ein Badezimmer und ein WC. Ach ja, und da wäre noch ein kleiner Balkon zu erwähnen, der mir ebenfalls am Herzen liegt. Ich schätze es sehr, kurz rausgehen und durchatmen zu können.

Es ist nicht leicht, eine Definition fürs Wohnen zu finden, da Wohnen und Arbeiten für mich ineinander übergehen. Ich kann das kaum trennen und sehe die Sache mit dem Wohnen eher zweckmäßig. Der Grund, warum ich zusätzlich ein Atelier habe, liegt eigentlich lediglich im Platzbedarf. Immerhin sind es zeitweise bis zu fünf Leute, die bei mir arbeiten. Es gibt auch noch eine Werkstatt und ein Lager. Müsste ich alles unter ein Dach bringen, würde ich gut und gern 600 Quadratmeter benötigen.

Dadurch kann sie diese studieren und "immer wieder neue Erfahrungen durch sie sammeln", wie es die Künstlerin ausdrückt.
Fotos: Daniel Gebhart De Koekkoek

Beim Wohnen wie auch beim Arbeiten kommt es mir vor allem auf die Lichtsituation an. Natürliches Licht spielt in meinem Alltag eine enorm große Rolle. Die Fenster der Wohnung blicken in so gut wie alle vier Himmelsrichtungen. Auf Dauer in einer Institution wie dem AKH zu arbeiten – tagein, tagaus nur Kunstlicht –, könnte ich mir nicht vorstellen. Ich glaube, ich würde depressiv werden. Oder aggressiv.

Obwohl ich in meiner Kunst fast ausschließlich mit künstlichem Licht arbeite, gibt es unzählig viele Beobachtungen von natürlichem Licht, die in meine Arbeiten einfließen. Das reicht von Schattenstimmungen bis hin zu gezielt eingesetzten Reflexionen.

Hund Hibah, hier auf einem Lounge-Chair von Eames.
Foto: Daniel Gebhart De Koekkoek

In meiner Wohnung hängen viele meiner Kunstwerke. 25 sind es bestimmt. Es ist mir wichtig, mich mit diesen Objekten auseinanderzusetzen, Erfahrungen durch sie zu sammeln, sie wieder und wieder zu studieren. Auf diese Art entsteht in meinen Gedanken immer eine Zwischenmenge, die mir zuvor gar nicht bewusst war und die in künftige Arbeiten einfließen kann. Darum wechseln die Lichtobjekte an den Wänden auch alle paar Monate.

Man könnte also sagen, dass diese Wohnung durchaus ein Ausstellungsraum für mich selbst ist. Kunst von Kollegen und Kolleginnen hab ich hier noch keine hängen, die befindet sich in der Wohnung meines Sohnes. Nicht dass ich hier keine haben möchte, aber ich denke, ich bräuchte dafür einfach noch mehr Wände und Platz.

Brigitte Kowanz: "Diese Wohnung ist durchaus ein Ausstellungsraum für mich selbst."
Foto: Daniel Gebhart De Koekkoek

Was mein Mobiliar betrifft, stehe ich auf Klassisches, ganz besonders auf das Sofa und die Fauteuils von Friedrich Kiesler, die heute von den Wittmann-Werkstätten gebaut werden. Dann gibt's es bei mir noch Stücke von Josef Hoffmann und einen weißen Lounge-Chair von Charles und Ray Eames. Ich weiß, irgendwie will den jeder haben. Er ist ja auch sehr schick, aber auf eine gewisse Weise nicht wirklich bequem. Auf ihm fühlen sich besonders die Windspiele Hibah und Pauli wohl. Die lieben das Möbel. (Michael Hausenblas, RONDO OPEN HAUS, 12.5.2017)