Amphibium mit Potenzial: der indische Frosch Hydrophylax bahuvistara.

Foto: Sanil George/Jessica Shartouny

Atlanta – Viele Frösche sondern über ihre Haut Sekrete ab, deren Bestandteile interessante pharmakologische Eigenschaften besitzen. Man denke etwa an den Schrecklichen Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis), dessen starkes Gift von indigenen Völkern Südamerikas als Waffe genutzt wurde. In letzter Zeit sind verstärkt antimikrobiell wirkende Peptide von Amphibien ins Interesse der Forschung gerückt.

Nun haben Wissenschafter um Joshy Jacob von der Emory University in Atlanta in den schleimigen Absonderungen des südindischen Frosches Hydrophylax Bahuvistara ein Abwehrpeptid entdeckt, das offenbar mehrere Stämme des Influenzavirus vom Typ H1 abtöten kann. Wie die Forscher im Fachblatt "Immunity" schreiben, erwies sich das "Urumin" genannte Peptid auch in Versuchen mit menschlichen Zellen und an lebenden Mäusen als wirksam.

Medizinisches Potenzial

Solche aus kurzen Aminosäureketten bestehenden antimikrobiellen Peptide sind Teil des angeborenen Immunsystems vieler Tiere, einschließlich des Menschen. "Verschiedene Froscharten erzeugen ganz unterschiedliche Peptide – je nachdem, in welcher Umgebung sie leben", sagte Jacob. Chemische Analysen von Hydrophylax Bahuvistara ergaben, dass das Hautsekret dieser Spezies 32 verschiedene Abwehrpeptide enthält, vier davon erwiesen sich als wirksam gegen zahlreiche alte und neue Stämme des H1-Influenzavirus.

Drei mussten allerdings wieder verworfen werden – sie erwiesen sich in Experimenten mit menschlichen Blutzellen als toxisch – übrig blieb Urumin. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht entschlüsselt, die Forscher vermuten aber, dass Urumin an ein bestimmtes Protein (Hemagglutinin) der Viren bindet. "Das Virus braucht dieses Protein, um in unsere Zellen zu gelangen", sagt Jacob. "Das Abwehrpeptid scheint an Hämagglutinin zu binden und so das Virus zu destabilisieren und schließlich abzutöten." Zu einer medizinischen Nutzung ist es noch ein weiter Weg, doch das Potenzial von Urumin scheint groß. (dare, 22.4.2017)