Längst würden nicht mehr alle Unternehmen ein Anschreiben fordern, sagt Johanna Hummelbrunner.

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Tipps und Tricks für den perfekten Lebenslauf", "So schreiben Sie das korrekte Motivationsschreiben", "Mit dem schönsten Deckblatt zum Erfolg", "Bewerbungsfotos richtig gemacht" – bei manchen Bewerbern entsteht der Eindruck, sie hätten bis zum ersten Vorstellungsgespräch bereits eine ganze Bibliothek an Bewerbungsratgebern verschlungen. Gute Vorbereitung ist natürlich wichtig und oft der erste Schritt zum Erfolg. Aber was ich mir wirklich wünsche? Authentizität. Vor lauter Sorge, bei der Bewerbung ja nichts falsch zu machen, vergessen manche Bewerberinnen und Bewerber oft auf das Wesentliche: Die Bewerbung muss zur Person passen – und zum Unternehmen.

Jeder von uns blickt auf einen bunten Blumenstrauß an Erfahrungen in seinem Leben zurück – seien Sie stolz darauf! Und versuchen Sie nicht, diese in ein 08/15- Bewerbungsschreiben nach dem Schreibstil eines anderen zu verpacken.

Ein bisschen Hausverstand

Bei einer Bewerbung gibt es kein Richtig oder Falsch. Was aber wichtig ist, ist eine kleine Portion Hausverstand: Als Personalistin erhalte ich täglich viele spannende Lebensläufe. Da freue ich mich, wenn alle Informationen übersichtlich dargestellt und schnell zu finden sind. Telefonnummer, E-Mail-Kontakt und Adresse sollten nicht fehlen, rasch erfassbar und vor allem eines sein: richtig.

Ein Foto oder die Angabe des Geburtsdatums wird immer unwichtiger, es zählt ja die Vielfalt im Unternehmen. Wenige Pluspunkte sammelt man, wenn im Anschreiben noch der Name des Unternehmens zu finden ist, bei dem man sich zuvor beworben hat.

Aropos Anschreiben: Würden Sie gerne ohne auskommen? Nur zu! Viele Unternehmen fordern keines mehr ein. Für den ersten Eindruck ist ein übersichtlicher Lebenslauf ausreichend, ein kurzes Telefongespräch klärt mögliche Fragen auf, und überzeugen kann man im persönlichen Gespräch am besten.

Zueinander passend

Daher: Werfen Sie einen zweiten Blick darauf, was ein Unternehmen im Bewerbungsprozess überhaupt fordert, und überlegen Sie, ob das auch für Sie passt. Denn in vielen Fällen gibt der Bewerbungsprozess bereits einen ersten Hinweis auf die Unternehmenskultur. Eine obligatorische Handschriftprobe bei den Bewerbungsunterlagen ist ein gutes Zeichen für traditionelle Strukturen im Betrieb – innovative Geister sollten sich daher überlegen, ob sie sich hier richtig aufgehoben fühlen oder doch lieber bei einem Unternehmen wären, das auch nach außen hin mehr Flexibilität, Freiraum und Offenheit für Neues zeigt.

Zusammengefasst gilt: So wie die Bewerbung zur Person und zum Unternehmen passen muss, so muss auch das Unternehmen zur Person passen. Die Bewerbung als Erstkontakt mit dem Unternehmen gibt schon viele gute Anzeichen auf ein "Perfect Match". (Johanna Hummelbrunner, 23.4.2017)