Die Digitalisierung der Wirtschaft ist voll im Gang. Etwa 22 Prozent der österreichischen Firmen sind "digitale Vorreiter", 20 Prozent sind "Nachzügler", ergab eine Studie der Boston Consulting Group (BCG). Damit ist der Unterschied zu den USA "nicht so riesig", sagt BCG-Österreich-Partner Hannes Pichler. In den USA gibt es mehr Vorreiter (28 Prozent) aber auch mehr Nachzügler (23 Prozent).

Veränderungstempo sei "atemberaubend"

In beiden Ländern sei aber beeindruckend, wie "riesig" der Abstand zwischen den Vorreitern und den Nachzüglern ist, so Pichler im Gespräch. Das Veränderungstempo sei "atemberaubend". Aber auch wenn es wohl noch Zeit gebe, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, für Pichler ist klar: "Die Veränderung wird kommen und sie wird richtig groß sein." Je rascher man darauf reagiere, desto besser könne man Kundenwünsche bedienen.

Pichler war jüngst in den USA unterwegs und hat die Veränderung in zwei Bereichen hautnah erlebt: War vor wenigen Monaten noch nach jeder Sitzung nach Taxis telefoniert worden, so "hatte diesmal jeder eine App am Handy und ein Uber-Taxi ist gekommen". In vielen Restaurants seien die Speisekarten verschwunden, stattdessen lägen nun iPads auf: "In den vergangenen sechs Monaten sind Zehntausende iPads in die Restaurants gekommen", stellt Pichler fest.

"Totale Qualität"

Entscheidend sei die Unterstützung der Chefs für den Wandel: "Das muss sich der Chef zu eigen machen." Besonders schwer sei es für Unternehmen, die immer auf "totale Qualität" gesetzt hätten. Denn sie müssten nun parallel dazu eine neue Welt zulassen, in der Prototypen ausprobiert und bei Misslingen nach sechs Monaten wieder eingestampft würden. Denn wenn etwas nach sechs Monaten nicht klappe, dann werde es auch nach zwei Jahren nicht gehen, zeigt laut Pichler die Erfahrung.

Und das bei großer Unsicherheit. Die neue Technologie sei mit lauter Fragezeichen behaftet. "Wir wissen, es kommt etwas, aber wir wissen nicht, welche Optionen wir haben." Hier komme dem Menschen sein Grundwesen in die Quere: Solange sich die Rahmenbedingungen nur schrittweise ändern, neige man dazu, die Veränderung "zu ertragen" und selber keine radikalen Schritte zu setzen. Erst wenn von außen eine radikale Änderung komme, "dann geht plötzlich, was vorher undenkbar war".

An der Studie haben knapp 100 österreichische und über 300 US-Firmen, in Summe 440 Unternehmen, teilgenommen. Alles waren größere Einheiten mit über 1.000 Mitarbeitern. (APA, 21.4. 2017)