Eine Beutelwolfgruppe im Beaumaris Zoo in Hobart (1910).

Foto: National Archives of Australia

Wilfred Batty aus Mawbanna in Tasmanien schoss im Mai 1930 den letzten wild lebenden Beutelwolf.

Foto: National Archives of Australia

Der letzte Beutelwolf überhaupt war Benjamin, ein Weibchen, das im Beaumaris Zoo von Hobart gehalten wurde und 1936 starb.

Foto: Bellarmine University

Die Thylacine Awareness Group von Australien hat sich ganz der Aufgabe verschrieben, Beweise für die heutige Existenz des Beutelwolfs an die Öffentlichkeit zu bringen. Entsprechende Sichtungen werden häufig an die Organisation herangetragen, so gut wie alle entpuppen sich als Fake oder Irrtum. Offiziell starb das letzte Exemplar des größten räuberischen Beuteltieres der jüngeren Erdgeschichte am 7. September 1936 im Beaumaris Zoo von Hobart in Tasmanien. Das Tier hieß Benjamin und war weiblich, wie sich allerdings erst nach seinem Tod herausgestellt hatte.

Bevor der Mensch nach Australien kam und seine Hunde mitbrachte, war der Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus) in Down Under eine dominierende Spezies. Die Konkurrenz durch den Dingo dürfte dem bis zu 30 Kilogramm schweren Vierbeiner auf dem Kontinent schon vor über 3.000 Jahren den Garaus gemacht haben. Da Dingos nie Tasmanien erreichten, konnte sich dort jedoch eine gesunde Population bis ins 19. Jahrhundert erhalten.

Video: Filmaufnahmen von Benjamin im Beaumaris Zoo von Hobart drei Jahre vor ihrem Tod.
Freddie

Schafe brachten den Untergang

Dann allerdings kamen die Schafe, und die Angst ihrer Besitzer vor den vermeintlich blutrünstigen Tieren mündete in eine gnadenlose Jagd, die den Beutelwolf binnen weniger Jahrzehnte auslöschte. Bereits 1910 galt die Spezies als äußerst selten. Der letzte Beutelwolf in freier Natur wurde 1930 geschossen – womit sich einige Forscher und interessierte Laien allerdings nicht zufrieden geben wollen.

Vertrauenswürdige wissenschaftliche Hinweise auf das Überleben des Beutelwolfes bis in heutige Zeit existieren freilich keine – im Gegenteil: Selbst die Mathematik spricht eindeutig dagegen, wie sich nun zeigt. Ein Team um Colin Carlson von der University of California hat mehrere statistische Modelle zur Berechnung unterschiedlicher Aussterbewahrscheinlichkeiten für den Beutelwolf entwickelt. Als Datengrundlage fungierten Sichtungsmeldungen seit 1900.

Wahrscheinlichkeit liegt bei Null

Die Ergebnisse dürften den Mitgliedern der Thylacine Awareness Group nicht gefallen: Selbst in den optimistischsten Szenarien ist der Beutelwolf spätestens in den 1950er Jahren ausgestorben. Die Chance, dass die Beutelräuber noch heute vereinzelt in den Wäldern umherstreifen, liegt nach diesem Modell bei 1:1,6 Billionen, also im Grunde bei 0.

Bezieht man noch andere Faktoren in die Kalkulationen mit ein, etwa die Wildnis, die geringe Körpergröße der Tiere oder die Tageszeit der Sichtungen, dann könnte der Beutelwolf laut Brendan Wintle von der University of Melbourne theoretisch sogar noch bis 1983 in kleinen Gruppen existiert haben. Das würde zumindest einigermaßen glaubwürdige Sichtungen der letzten Jahrzehnte erklären. In den 1980er Jahren etwa berichteten sowohl ein erfahrener Park Ranger als auch ein naturkundiger Camper von Begegnungen mit mehreren Beutelwolf-Exemplaren auf der entlegenen Halbinsel Cape York. (tberg, 22.4.2017)