Das Plakat mit Körpern von Models – die im Dreck liegen und ungefähr zwischen 13 und 15 Jahre alt zu sein scheinen –, mit dem sich eine Wäschefirma im Gespräch zu halten versucht, ist weder das erste, noch wird es das letzte dieser Art gewesen sein.

Mit solchen Plakaten verhält es sich wie mit "Jurassic Park"-Folgen: Irgendwo klont schon einer ein neues Ungetüm herbei, damit der ganze Ärger weitergehen kann.

Eine weitere unschöne Konstante ist der Zorn der Männer, die mit Kritik an solchen Sujets nicht d'accord gehen. Sollte eine Frau es wagen, ihnen zu widersprechen, so ist sie sehr schnell identifiziert als: alt, schiach, dick, verbittert, mannlos. Offenbar ist eine Frau, die eine Meinung hat, mit Angriffen unter der Gürtellinie zu ahnden.

Offenbar kommt keiner dieser Herren auf die Idee, dass etwas anderes denn weibliche Frustration und Geltungssucht dahinterstehen könnte – zum Beispiel Solidarität, das Bedürfnis, Minderjährige vor Magersucht zu bewahren, mütterlicher Schutzinstinkt, schwesterliche Zuneigung. Eine Frau kann natürlich nicht nach ihren Argumenten, sondern nur nach ihrem Aussehen interpretiert werden.

Ganz im Geheimen sei hier verraten: Die allermeisten von uns legen nicht den geringsten Wert darauf, solchen Diskussionsschweindln gefallen zu wollen. Es geht schlicht und ergreifend nicht um sie. Es geht um Kritik und Argumente. Es geht um die Sache.

Die Konzentrationsspanne der Frustvermuter ist auch eher zu kurz, um mit ihnen sinnvolle Diskussionen führen zu können. Dazu gesellt sich ein weiteres erstaunliches Phänomen: Männliche Kritiker derselben Plakate werden weder als frustriert noch als schiach noch als verbittert angesehen: It's the gender, stupid. (Julya Rabinowich, 21.4.2017)