Xiu-Xiu-Chef Jamie Stewart (li.) versteht es prächtig, mit queerem Geschmack Aufmerksamkeit zu erregen.

Foto: Xiu Xiu

Salzburg – Schon der Bandname lässt auf Seltsamkeiten schließen: Xiu Xiu (sprich: Schu Schu) ist denn auch keine Band im herkömmlichen Sinne, sondern das Musikprojekt des US-Amerikaners Jamie Stewart, das er vor 16 Jahren im kalifornischen San José ins Leben gerufen hat. Schon davor spielte er in diversen Bands mit Musikern aus dem Umfeld so illustrer (Post-)Punk- und Artrockcombos wie Devo, The Screamers oder den Sparks. Bei Xiu Xiu arbeitet Stewart mit diversen Mitstreitern, u. a. etwa Angela Seo, Bettina Escauriza oder Marc Riordan, an seiner speziellen Form eines experimentellen Pop, der scheinbar unvereinbare Sounds miteinander kurzschließt.

Auf bislang 13 Studioalben sowie diversen Kleinformaten kann dieser Hybrid aus Erhabenem, Verletzlichem, Pathetischem, Tobendem, Drohendem und Kreischendem nachgehört werden. Gerne macht Stewart Konzeptalben. Auf dem vorletzten Werk, Plays the Music of Twin Peaks (2016), interpretiert er den Badalamenti-Soundtrack zu David Lynchs Kultserie. Dies entstand ursprünglich für eine Museumsretrospektive in Brisbane.

Das Markenzeichen von Xiu Xiu ist eine Mischung aus zarten Popmomenten mit eingängigen Melodien und Lärmeruptionen, die mittels heftig verzerrter Gitarren, Drum-Machines und allerlei Keyboards bewerkstelligt werden. Selten hat eine Combo besser die elektronische Kakophonie und treibenden Industrialbeats mit dem 1980er-Synthipop verbunden – wobei das idyllisch-unterhaltende Moment immer wieder von Störgeräuschen unterbrochen wird. Ein Sound, der mitunter auch beim Krautrock oder den Gothrockern Fields Of The Nephilim andocken kann; zugleich macht es Sinn, dass Xiu Xiu etwa gemeinsam mit Deerhoof-Mastermind Greg Saunier oder dem japanischen Lärmterroristen Merzbow Projekte realisiert hat. In den kommenden Tagen gastiert Xiu Xiu fünfmal in Österreich. (Gerhard Dorfi, 22.4.2017)