Frauke Petry, machtlose AfD-Chefin.

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Dynamisches Duo: Alice Weidel und Alexander Gauland.

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Er ist 76 und lebt im ostdeutschen Brandenburg. Sie ist 38 und hat ihren Wohnsitz am Bodensee. Er zählt zu den nationalkonservativen Vertretern, die ihre Hand auch schützend über den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke halten. Sie gehört zu den wirtschaftsliberalen Vertretern und gilt als scharfe innerparteiliche Gegnerin Höckes.

Nun müssen sie die nächsten Monate gut zusammenarbeiten, denn sie sollen die AfD in den Bundestag führen: AfD-Vizechef Alexander Gauland und AfD-Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel, die auch in Baden-Württemberg Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl ist.

Mit der Wahl der beiden hat die AfD bei ihrem Bundesparteitag in Köln die personelle Frage für den Wahlkampf gelöst. Parteichefin Frauke Petry hatte ja schon wenige Tage vor dem Treffen in Köln erklärt, sie werde nicht als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl zur Verfügung stehen, weder als alleinige Frontfrau noch in einer Teamlösung.

Kein "realpolitischer Kurs"

AfD-Chefin bleibt Petry auch nach dem Parteitag – "bis auf weiteres", wie sie selbst betonte. Sie hatte in Köln eine erhebliche Niederlage einstecken müssen. Eigentlich war Petry mit dem Ziel in die Domstadt gekommen, die 600 Delegierten auf einen "realpolitischen Kurs" einzuschwören. Sollte heißen: kein völkisches Gerede mehr, keine Fundamentalopposition, Offenheit für eine Regierungsbeteiligung nach dem Jahr 2021.

Doch dass es nicht gut läuft für sie, musste Petry schon in ihrer Antrittsrede erfahren. Sie bekam nur mäßigen Applaus. Dann der Schock: Ihr Antrag wurde nicht einmal zur Diskussion zugelassen. Und dann wetterte Co-Chef Jörg Meuthen auch noch heftig gegen sie und sagte über die Flügeldebatte, an Petry gewandt: "Lassen wir das. Wir müssen da restlos geschlossen stehen." Es folgten begeisterte "Meuthen! Meuthen!"-Rufe der Delegierten, auch weil dieser den Kurs der Partei für die Bundestagswahl mit scharfen Worten klarmachte.

"Ungeheure Gefahr"

"Ich habe es selbst erst lernen und verstehen müssen, in welch ungeheure Gefahr diese komplett verantwortungslosen Deutschland-Abschaffer unser Land bringen", sagte er mit Bezug auf die Asylpolitik und warnte: "Es steht nicht weniger auf dem Spiel als unsere freiheitliche Gesellschaft."

Dementsprechend lauten auch die wichtigsten Punkte des Wahlprogramms, das die AfD ebenfalls am Parteitag beschloss. Sie fordert eine Mindestabschiebequote pro Jahr und will jeglichen Familiennachzug unterbinden. Kriminelle Migranten sollen ausgebürgert werden. Bekräftigt werden der Anti-Islam-Kurs mit der Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, sowie Forderung nach Euro-Ausstieg und bundesweiten Volksabstimmungen. (Birgit Baumann aus Berlin, 23.4.2017)