Die BBC wird oft für die harten Interviews bewundert, denen Politiker auf Sendungen wie Newsnight ausgesetzt sind. Auch der ORF kann auf eine Tradition prominenter Interviewer – von Robert Hochner über Elmar Oberhauser bis Armin Wolf – verweisen, die vor allem in der ZiB 2 Sachkompetenz mit Hartnäckigkeit verbinden, um ihren Gästen die üblichen Politikerphrasen nicht durchgehen zu lassen. Nicht jede nächtliche Konfrontation gelingt. Aber insgesamt trägt diese Interviewkultur dazu bei, dass Politik transparenter und dadurch letztlich auch glaubwürdiger wird.

Umso unverständlicher ist es, wenn nach einem harten, aber völlig korrekt geführten Interview von Armin Wolf mit Erwin Pröll, in dem der scheidende niederösterreichische Landeshauptmann über das jahrelange Versteckspiel rund um seine Privatstiftung befragt wurde, nun zum Halali auf diese Interviewkultur geblasen wird. Noch bedenklicher ist es, wenn nicht nur Pröll und seine Parteifreunde, sondern auch führende ORF-Manager wie Roland Brunhofer und nun auch Online-Direktor Thomas Prantner den stärksten Interviewern des Hauses Verhörmethoden vorwerfen.

Gerade in einer Zeit, in der anderswo Journalisten geschmäht und verfolgt werden, wäre es umso wichtiger, dass sich die ORF-Führung selbstbewusst hinter ihre Leute stellt und nicht dem Druck jener Politiker nachgibt, die kritisches Nachfragen gar nicht schätzen. (Eric Frey, 23.4.2017)