Stimmungsvolles Gedenken in Yad Vashem.

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Kern im Gespräch mit Chef-Rabbiner David Lau vor Beginn der Gedenkfeier in Yad Vashem.

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Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobt Trumps Militärschlag in Syrien.

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Die aus Ungarn stammende Esther Miron überlebte 17 "Selektionen" in Auschwitz und das KZ Mauthausen.

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Jerusalem – Eine Flamme für eine Million Menschen, sechs für sechs Millionen ermordete Juden. Der erste von den sechs Holocaust-Überlebenden, die am Sonntagabend beim zentralen Holocaust-Gedenken in Yad Vashem in Jerusalem das Feuer entzündeten und ihre ergreifende Geschichte erzählten, war Mosche Ha-Elion. Er wurde 1925 im griechischen Thessaloniki geboren, überlebte Mauthausen, das Vernichtungslager Auschwitz und die Todesmärsche. Seine Befreiung erlebte er im Lager Ebensee. Der Witwer hat zwei Kinder, sechs Enkel und fünf Urenkel. "Meine Rache an Hitler: Wir haben überlebt."

Auch Esther Miron hat Auschwitz und Mauthausen überlebt, zusammen mit ihrer Kusine, die sie langsam auf ihre Seite zog, als die Auswahl getroffen wurde. In Auschwitz überstand sie 17 "Selektionen". Zu zweit sei es einfacher gewesen, das alles durchzustehen, erzählte die aus Ungarn stammende Frau, die heuer als Vertreterin der Überlebenden die zentrale Rede hielt.

Kern als erster Bundeskanzler

An der alljährlich in der Gedenkstätte abgehaltenen Zeremonie nahm mit Christian Kern erstmals ein österreichischer Bundeskanzler teil. Er war der einzige ausländische Staatsgast und wurde auch von Präsident Reuven Rivlin extra begrüßt und neben diesem und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in die erste Reihe platziert.

Rivlin betonte in seiner Ansprache, dass nicht jede Kritik an Israel Antisemitismus sei. Gleichzeitig zeigte er sich, wie schon am Vormittag beim Gespräch mit Kern in seinem Amtssitz, besorgt über wachsende antisemitische Tendenzen. Er verwehrte sich dagegen, dass man die Shoah lediglich als spezifisches Vorkommnis eines Genozids betrachte. "Das spielt die Shoah herunter und verzerrt die Geschichte."

Netanjahu lobt Trump

Premierminister Benjamin Netanjahu kritisierte, dass die Welt nicht genug unternehme, um Massenmord und Genozid zu verhindern, und verwies dabei auf Kambodscha, Ruanda, Sudan und Syrien. Als einen der "raren Punkte in der Dunkelheit" bezeichnete er die "resolute Reaktion von Präsident Trump auf das Massaker von Kindern in Idlib". Er nahm damit Bezug auf den vom US-Präsidenten vor zwei Wochen angeordneten Militärschlag nach der dem syrischen Regime zugeschriebenen Giftgasattacke.

Kern sagte, für ihn sei die Gedenkfeier der wichtigste Teil seiner Israel-Reise. Am Montagvormittag steht noch die Besichtigung des Yad-Vashem-Museums und eine Kranzniederlegung an. An dem offiziellen Holocaust-Gedenktag ertönen um 10 Uhr Sirenen, das Land steht für zwei Minuten still, um der sechs Millionen Juden, die während der Nazi-Zeit ermordet wurden, zu gedenken. Danach werden die Namen der Opfer einzeln in Yad Vashem verlesen, um an jeden und jede Einzelnen zu erinnern. (Alexandra Föderl-Schmid aus Jerusalem, 23.4.2017)