Wien – Mit der Präsentation ihres Wahlprogramms steigen nun auch die "Unabhängigen Fachschaftslisten" (FLÖ) in den Wahlkampf um die Bundesvertretung der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) ein. Als Spitzenkandidatin fungiert die 26-jährige Medizinstudentin Johanna Zechmeister, die derzeit sowohl Vorsitzende der Hochschülerschaft der Medizinischen Universität Wien als auch Pressesprecherin der ÖH-Bundesvertretung ist. Unterstützt wird Zechmeister von Sascha Rossmann (Technische Universität Graz), Anna Klampfer (Technische Universität Wien) und Sebastian Höft (Kunstuniversität Graz).
Schwerpunkte: Studienrecht und Vernetzung
Die Fachschaftslisten bilden den bundesweiten Zusammenschluss verschiedener lokaler Listen an den einzelnen Hochschulstandorten. Bereits die dritte Periode in Folge ist die FLÖ Teil der ÖH-Exekutive, derzeit stellt sie mit Philip Flacke den stellvertretenden ÖH-Vorsitzenden. Zechmeister zieht Bilanz: Vor allem im Bereich Studienrecht und der Vernetzung von lokalen Studienvertretungen habe man als FLÖ Akzente setzen können.
Die Unterstützung von ÖH-Organen an den lokalen Hochschulen und die Schulung von Studienvertretern vor Ort stellte für Zechmeister "eine der wichtigsten Aufgaben der ÖH" in den letzten beiden Jahren dar. Diese würden den Grundstein für kompetente Arbeit auf allen Ebenen legen. Auch an der Erhöhung des ÖH-Sozialfonds um 45.000 Euro habe man mitgewirkt; dieser soll sozial schwächeren Studierenden unter die Arme greifen.
Freier Hochschulzugang, mehr Eigenverantwortung
Der Forderungskatalog für die kommenden zwei Jahre ist lang und reicht von einem leistbaren Studententicket für öffentliche Verkehrsmittel ohne Koppelung an eine Altersgrenze über den freien Hochschulzugang bis hin zur Anhebung der Altersgrenze für den Bezug der Familienbeihilfe auf 27 Jahren. Außerdem soll die Eigenverantwortung im Studium wieder in den Vorgrund rücken – beispielsweise durch die Abschaffung einer "übertriebenen Anwesenheitspflicht". Außerdem sollen freie Wahlfächer in allen Studien verwirklicht werden, um eine stärkere individuelle Schwerpunktsetzung zu ermöglichen.
Was Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen betrifft, liegen die Fachschaftslisten auf einer Linie mit den linken Fraktionen: Man tritt für die Abschaffung beziehungsweise Verhinderung dieser ein. "Wenn Zugangsbeschränkungen existieren, sollten diese jedoch so fair wie möglich gestaltet werden", führt Sebastian Höft aus, der an der Kunstuniversität Graz studiert.
Keine Partei im Rücken
Wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Fraktionen ist für Zechmeister jedoch die Unabhängigkeit der Fachschafslisten: "Wir haben keine Ambitionen, später parteipolitisch aktiv zu werden, und sehen die ÖH nicht als Karrieresprungbrett." Wie wichtig die parteipolitische Unabhängigkeit sein kann, habe man in den vergangenen Wochen beobachten können, sagt Zechmeister und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie spielt damit auf den Konflikt zwischen grünen Studentenvertretern an.
Abseits der antifeministischen Partyfraktion "No’Maam" werden die Fachschaftslisten die einzige Fraktion ohne parteipolitischen Hintergrund sein, die bundesweit antritt. Die "Fraktion Engagierter Studierender" (FEST), die derzeit in der Koalition vertreten ist, verzichtet heuer auf einen bundesweiten Antritt. Das Wahlziel Zechmeisters ist – vielleicht deshalb – durchaus ambitioniert: Die Steigerung der traditionell geringen Wahlbeteiligung und 20 Prozent für die Fachschaftslisten. Man wolle jedenfalls auch weiterhin eine "aktive Rolle" in der ÖH einnehmen. 2015 erreichten die FLÖ mit 12,7 Prozent der Stimmen und sieben Mandaten den vierten Platz. (Vanessa Gaigg, 24.4.2017)