Wien – Vier Paletten Red Bull stehen bereit, wenn der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) um die Stimmen der angehenden Juristen in Wien kämpft. Die Dosen werden freilich noch mit einem Aufkleber mit "Linksextreme Umtriebe stoppen!" versehen, bevor die Wahlhelfer des RFS sie vor dem Wiener Juridicum verteilen. Neben den fixen Hütten der sozialistischen Studenten und der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft scheint der kleine RFS-Stand allerdings trotz Gratis-Energydrinks ein bisschen unterzugehen.

Nicht nur Dosenetiketten, auch eines ihrer beiden Plakatsujets widmet die rechte Fraktion dem "Linksextremismus" an der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). "Man darf nicht die ÖH dafür missbrauchen, die gesamte Studentenschaft für die eigenen politischen Ziele in Geiselhaft zu nehmen", sagt RFS-Spitzenkandidat Felix Mayrbäurl. "Das ist einfach völlig falsch."

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Den freiheitlichen Studenten ebenfalls ein Dorn im Auge: der "Genderwahn" an Unis und FHs. Wer schon einmal eine wissenschaftliche Arbeit verfasst hat, wisse, "wie unnötig und zeitaufwendig es ist, die Arbeit dann noch mit geschlechtergerechter Sprache zu versehen", sagt der 24-jährige Spitzenkandidat mit seitlich kurz geschorenen Haaren und dem Dreitagebart. Besonders schlimm sei aber, "dass durch diesen Genderwahn dann die wissenschaftliche Freiheit eingeschränkt wird".

Sozialpolitisch fordert der RFS die Anpassung von Studienbeihilfen und Stipendien an die Inflation, "das wollen die meisten anderen Fraktionen auch, aber uns ist es eben besonders wichtig", sagt Mayrbäurl.

Als Wahlziel steckt sich der RFS ein zweites Mandat in der ÖH-Bundesvertretung, die die Studentinnen und Studenten seit der Wahl 2015 wieder direkt wählen. Damals erreichte der RFS eines von 55 Mandaten – mit zwei Prozent der Stimmen. Etwa 3,6 Prozent sind für ein zweites Mandat notwendig.

Dass die Freiheitlichen im Vergleich etwa zu Nationalratswahlen an den Unis eher bescheiden abschneiden, liegt für Mayrbäurl "zu 100 Prozent an der niedrigen Wahlbeteiligung. 75 Prozent der Studenten haben überhaupt kein Interesse mehr, an ihrer ÖH mitzuarbeiten. Dort sind auch unsere Wähler zu finden."

Mit Red Bull, Kulis und USB-Sticks will RFS-Spitzenkandidat Felix Mayrbäurl (2. v. r.) Studenten vor dem Wiener Juridicum erreichen.
Foto: Der Standard/ Christian Fischer

Der FPÖ sei man freundschaftlich verbunden, sagt der RFS-Spitzenkandidat, der an der TU Wien Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau studiert. Ein Drittel des 10.000-Euro-Budgets komme von der FPÖ, der Rest aus Spenden und Inseraten im Magazin der Fraktion.

Unglücklich ist Mayrbäurl mit den "Systemmedien": etwa wenn außer Heute und Österreich niemand über einen Überfall mit Wasserbomben von angeblichen vermummten Linksextremen auf einen RFS-Stand berichtet. "Wir werden einfach totgeschwiegen", sagt Mayrbäurl zum STANDARD. (Sebastian Fellner, 25.4.2017)