Stuttgart – Tennissuperstar Maria Scharapowa rechnet nach dem Ablauf ihrer 15-monatigen Dopingsperre mit einem steinigen Weg zurück in die Weltspitze. "Wird es schwierig werden? Absolut. Ich trainiere seit vier Monaten wirklich hart. Aber Übungseinheiten sind keine Matches", sagte die 30-jährige Scharapowa am Rande einer Frauen-Konferenz in Mission Hills, Kalifornien.

Die Russin, die im vergangenen Jahr des Meldonium-Missbrauchs überführt worden war, wird beim WTA-Turnier in Stuttgart ihr Comeback feiern. Hauptsponsor Porsche hat sich wohl nicht lumpen lassen. Knapp 300 Journalisten sind akkreditiert, normalerweise sind es höchstens 100. "Ich habe meinen Job zurück. Das ist großartig. Ich bin in meiner sportlichen Karriere an einem Punkt angelangt, an dem ich näher am Ende als am Anfang bin. Und man will ein solches Kapitel nach den eigenen Regeln beenden."

Pikant ist, dass die Sanktion erst heute um Mitternacht abläuft. Ihr Erstrundenmatch gegen die Italienerin Roberta Vinci bestreitet Schrapowa deshalb am Mittwoch, nachdem sie in den Tagen zuvor die Anlage wegen ihrer noch laufenden Dopingsperre gar nicht betreten darf.

Kritik

Profis wie Angelique Kerber ("Das ist seltsam") und Caroline Wozniacki ("Das ist respektlos") hatten die "Lex Scharapowa" kritisiert. Auch für Madrid und Rom hat die fünffache Siegerin von Grand-Slam-Turnieren, die keine offizielle Weltranglistenplatzierung mehr hat, Wildcards bekommen. Julia Görges, die das deutsche Fed-Cup-Team am Wochenende mit zwei Siegen gegen die Ukraine in der Weltgruppe hielt, darf in Stuttgart nicht mittun.

Der Franzose Jo-Wilfried Tsonga sagte mit Blick auf einen möglichen "Freibrief" für Scharapowa für die French Open in Paris (ab 28. Mai): "Das wäre ungefähr so, als würde man ein Kind, das sich schlecht benommen hat, mit Süßigkeiten belohnen."

Kritik übte Scharapowa derweil am Internationalen Tennisverband (ITF), sie nahm besonders dessen Anti-Doping-Chef Stuart Miller ins Visier. Miller habe sie im Oktober 2015 nicht ausreichend auf die neuen Bestimmungen hingewiesen, obgleich ihm bekannt gewesen sei, dass die von Scharapowa konsumierte Substanz Meldonium neu auf die Liste rücken würde. "Er wollte nichts wissen." Die zweimalige Paris-Siegerin war bei den Australian Open 2016 positiv getestet worden. Scharapowa war zunächst für zwei Jahre gesperrt worden. Sie legte Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS ein, erwirkte eine Reduzierung auf 15 Monate. Stuttgarts Turnierdirektor Markus Günthardt ist all das egal: "Sie hat das Recht, zurückkommen zu dürfen. Maria ist ein Weltstar." (red, sid, 24.4.2017))