Wien – Ein Gutteil der neuen Entdeckungen in den Lebenswissenschaften ist heute von der Technologie getrieben. Sprich: Es kommt auf neue Verfahren oder Instrumente an, die neue Einsichten auf Ebene der Zellen oder noch darunter liefern. Wien hat sich in den letzten Jahren vor allem auch in der Mikroskopie zu einen "Innovationleader" entwickelt: So etwa wurde der Wiener Forscher Thomas Marlovits (Imba/IMP) kürzlich nach Hamburg berufen, wo er um 15 Millionen Euro fünf Mikroskope mitbauen soll.

Innovative Kombination

Doch auch Forscher des CeMM (Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) in Wien sind in dem Bereich federführend an neuen Entwicklungen beteiligt: Sie entwickelten ein Verfahren, das ein hochmodernes, automatisiertes Hochdurchsatz-Fluoreszenzmikroskop mit einem hochauflösenden Bildanalyseverfahren und einem speziell entwickelten analytischen Algorithmus kombiniert.

Diese neue Mikroskopie-Methode, die "Pharmacoscopy" getauft und auch schon patentiert wurde, ermöglicht bisher ungeahnte Einblicke in die Interaktionen zwischen einzelnen Zellen des Immunsystems: "Dies ist die weltweit erste Methode, mit der die Modulation des Immunsystems in derart hoher Auflösung und mit einem derartigen Durchsatz analysiert werden kann", sagte Superti-Furga, Studienleiter und Wissenschaftlicher Direktor des CeMM.

Einflüsse auf das Immunsystem

Man könne die neue Methode wohl für die Identifizierung zusätzlicher Wirkungen bereits bekannter Substanzen, für die Entdeckung neuer Wirkstoffe und für die Grundlagenforschung einsetzen. "Wir konnten mit der Methode bereits feststellen, dass zehn Prozent aller zugelassenen Medikamente auf die eine oder andere Weise einen Einfluss auf das Immunsystem haben", sagt Gregory Vladimer, einer der beiden Erstautoren der Studie, die im Fachblatt "Nature Chemical Biology" vorgestellt wurde. "Bei vielen Medikamenten war das bisher völlig unbekannt." (red, 25.4.2017)