Wien – Es fehlt nicht mehr viel, damit die Arktis im Sommer eisfrei wird: Wenn die Treibhausgasemissionen nicht sofort reduziert werden, schmilz der Nordpol praktisch komplett ab, befürchten Wissenschafter. Die globale Erwärmung müsse auf 1,5 Grad Celsius beschränkt werden, um das Eis dort noch zu retten, erklärten die Forscher am Dienstag bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. Am anderen Ende der Welt wiederum ziehen Föhnwinde das Schelfeis in Mitleidenschaft.

Serie an Negativrekorden

"Die Arktis erwärmt sich doppelt so stark als der globale Durchschnitt, was die Eisdecke dünn gemacht und zum Schrumpfen gebracht hat", sagte Julienne Stroeve von der University of Colorado (USA). Der Verlust des arktischen See-Eises sei einer der dramatischsten Auswirkungen des Klimawandels. Vor allem seit Anfang 2016 seien im hohen Norden ständig Negativ-Rekorde zu beobachten, so die Forscherin.

Nur wenn die Klimaziele von der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 umgesetzt werden, dass die globale Erwärmung maximal 1,5 Grad erreicht, bleiben die arktischen Meere höchstwahrscheinlich eisbedeckt, erklärte James Screen von der University of Exeter (Großbritannien). Berechnungen hätten ergeben, dass es dann in den Sommern nur mit einer Wahrscheinlichkeit von Eins zu Hunderttausend verschwindet.

Eisfreie Arktis in zehn bis 20 Jahren

Bei einer Erderwärmung von zwei Grad Celsius hat das Eis ungefähr eine Fifty-fifty-Chance, im Sommer zu bestehen. Bei drei Grad und mehr müsse man mit einer eisfreien Arktis während der warmen Jahreszeit rechnen, so Screen. Das könnte sogar schon in den kommenden zehn bis 20 Jahren passieren.

Ein anderes Forscherteam hat nachgewiesen, dass Föhnwinde maßgeblich am Verlust von Schelfeis in der Antarktis beteiligt sind. Sie schmelzen dessen Oberfläche, das dabei entstehende Wasser dringt in Gletscherspalten ein und vergrößert diese, erklärte Jenny Turton von der University of Leeds (Großbritannien). Im Frühling und Sommer wehen diese warmen Winde dort an zwei von drei Tagen, berichtete sie. (APA, red, 25.4.2017)