Wien – Mit der Forderung nach weniger Leistungsdruck an der Universität kann sie durchaus etwas anfangen, sagt Julia. Lukas Haslwanter, Spitzenkandidat des Kommunistischen StudentInnenverbandes (KSV), hat ihr gerade vor der Universität Wien einen Flyer in die Hand gedrückt. "... und täglich grüßt der Leistungsdruck. Für eine solidarische Hochschule" steht darauf.

Video: Die Arbeit der derzeitigen ÖH-Exekutive bewertet Lukas Haslwanter mit der Schulnote vier.
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"Wie schon in der Schule geht es darum, möglichst viel auswendig zu lernen", kritisiert Julia, die Politikwissenschaft und Jus studiert. "Es sollte darum gehen, Wissen anzureichern und nicht nur für den Job zu lernen", sagt sie.

Die Bekämpfung der "Bildungsökonomisierung" nennt Haslwanter als das wichtigste Anliegen des KSV bei den Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft Ende Mai. Passieren soll das etwa mit der Abschaffung des Bolognasystems, also der EU-weiten Bachelor- und Masterstudien. So würden lediglich "billige Arbeitskräfte" produziert, erklärt Lukas im Gespräch mit Julia. Stattdessen sollen wieder Diplomstudien eingeführt werden.

Auch die soziale Lage der Studierenden will der KSV verbessern. Zum Beispiel mit der Erhöhung der Familienbeihilfe, der Einführung von Wohnbeihilfen und einem Mindestlohn von 1800 Euro brutto pro Monat.

Der KSV ist nicht die einzige kommunistische Liste im ÖH-Wahlkampf, auch der KSV-Lili steht auf dem Stimmzettel. Ursprung ist ein Konflikt innerhalb der Kommunisten Österreichs, der zu einer Spaltung führte. Sorge, dass durch die zwei Listen Stimmen entgehen, hat Haslwanter nicht. "Der KSV-Lili ist keine marxistische Vereinigung", sagt er. "Es kann keine Wiedervereinigung geben."

Spitzenkandidat Lukas Haslwanter im Gespräch mit Studentin Julia.
Foto: Standard/Fischer

Laut Haslwanter hat der KSV auch nicht unbedingt Interesse an einer Arbeit innerhalb der ÖH-Exekutive. "Unser primäres Ziel ist es, die Interessen der Studierenden zu vertreten, und das kann man aus der Opposition heraus besser", sagt er. Anträge, die eine Mehrheit in der Studierendenvertretung hätten, würden ohnehin angenommen. "Dafür muss man nicht in einer Koalition sein und Kompromissen zustimmen, die einem eventuell sogar schaden würden."

8000 Euro für Wahlkampf

Bundesweit stehen dem KSV 8000 Euro Wahlkampfbudget zur Verfügung, das unter anderem von der KPÖ Steiermark kommt.

Haslwanter selbst studiert an der Universität Innsbruck. Sein Geschichtestudium hat der Spitzenkandidat erst vor zwei Jahren begonnen. Davor hat er die Matura am Abendgymnasium nachgeholt und gearbeitet. Auch jetzt arbeitet er noch in einer Bäckerei – um sich das Studium zu finanzieren, wie er sagt. Ein Selbsterhalterstipendium hat er aufgrund der Leistungsnachweise, die er dafür erbringen müsste, nicht beantragt. "Ich wollte mir diesen Druck ersparen." Seine politischen Aktivitäten seien ihm wichtiger.

Studentin Julia konnte Haslwanter nicht überzeugen. Sie hat sich bereits entschieden und wird den roten VSStÖ wählen. (Lisa Kogelnik, 26.4.2017)