Der Hammer vor dem Museum Arbeitswelt in Steyr.

Foto: Museum Arbeitswelt

1987 wurde das Haus mit der Landesausstellung ...

Foto: Museum Arbeitswelt

... "Arbeit/Mensch/Maschine" eröffnet.

Foto: Sammlung Museum Arbeitswelt

Heute ist in dem Museum neben wechselnden Ausstellungen ...

Foto: Museum Arbeitswelt/Christof Zachl

... auch ein Makerspace untergebracht, an dem bis zuletzt gearbeitet wurde.

Foto: Museum Arbeitswelt/Christof Zachl

Steyr/Wien – Eine Struktur in der Form eines Hammers stand auf dem Vorplatz des Museums Arbeitswelt in Steyr, fast so hoch wie das Gebäude selbst und zusammengeschweißt aus Bewehrungsstahl, wie er am Bau verwendet wird. Es war nur ein temporäres Wahrzeichen, das zur oberösterreichischen Landesausstellung "Arbeit/Mensch/Maschine" installiert worden war, aber hunderttausende Museumsbesucher sollten es passieren: 386.000 Menschen, zehnmal so viele wie Steyr Einwohner zählt, sahen die erste Ausstellung in den früheren Fabrikshallen, die passenderweise am 30. April 1987 eröffnet wurde – am Vorabend des Tags der Arbeit: gewissermaßen dem Feiertag des Museums.

Passend war auch der Standort des Museums: Der Wehrgraben ist jenes Viertel der Arbeiterstadt, in dem die Seitenarme des Steyr-Flusses schon vor der Verbreitung von Dampfmaschine und Strom die Produktion antrieben und in dem der städtische Industriepionier Josef Werndl Wohnhäuser und das älteste europäische Freibad für Arbeiter, die heutige "Schwimmschule", errichten ließ.

Von der Industrierevolution zu Robotern

Inspiriert vom Geschichte-von-unten-Ansatz und den in den 1970er-Jahren entstandenen Industriemuseen in England, der Keimzelle der industriellen Revolution, versucht das erste "Museum der industriellen Arbeitswelt" Österreichs seither, die Gesellschaft über den Zugang der Beschäftigung gleichzeitig zu verstehen und aufzuklären. "Die Roboter kommen – über die Zukunft der Industriegesellschaft" hieß eine der ersten Ausstellungen, "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus" eine der bislang letzten.

Auch der "Stollen der Erinnerung", ein von NS-Zwangsarbeitern unweit des heutigen Museums in den Felsen unter Schloss Lamberg geschlagener Luftschutzbunker, wird seit 2013 vom Museum als Ausstellungsfläche betreut.

Seit demselben Jahr leitet Katrin Auer das Museum. "Wenn man sieht, was aus der Vision von einer Handvoll Menschen entstehen kann, dann macht das Mut für die zukünftigen Vorhaben", sagt Auer heute. Ihr Haus soll eines sein, "das ein Verständnis für die Gesellschaft der Gegenwart vermittelt und sich der Förderung von sozialer Phantasie verschreibt".

Zuletzt haderte Auer mit dem Verständnis für eine andere Art von Förderung im Gemeinderat. Im Jänner rief die städtische FPÖ zu einem Boykott der Jahressubvention in Höhe von 172.900 Euro an das Museum auf. Es war eine Reaktion auf ein Posting Auers vor der Bundespräsidentenwahl auf ihrer privaten Facebook-Seite, wonach "Nazis Hofer wählen". Sie habe sich polarisierend und missverständlich ausgedrückt, sagte Auer später, löschte den Eintrag und unterschrieb eine Unterlassungserklärung.

Innovationen im Makerspace

Zum Gewinn der Bundespräsidentenwahl kann Auer, die ihn im Personenkomitee unterstützte, Alexander Van der Bellen am Freitag persönlich gratulieren. Beim Festakt zum 30. Jahrestag werden der als "Glücksbringer" angekündigte Bundespräsident sowie der EU-Abgeordnete Josef Weidenholzer (SPÖ) sprechen. Ebenfalls im Rahmenprogramm wird Eva Jantschitsch mit ihrem Musikprojekt Gustav Lieder aus der 1976 uraufgeführten "Proletenpassion" der Politcombo Schmetterlinge darbieten.

In den Schauräumen wird zum Jubiläum neben der laufenden Sonderausstellung "Supersozial!? Vom Armutszeugnis bis zur Mindestsicherung" eine Retrospektive von der Geschichte des Hauses erzählen, und ein gerade erst im Museum untergekommenes Projekt soll den Besuchern die technologischen Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft näherbringen: Der Verein Steyr-Werke, der die örtlich übliche Bezeichnung der ehemaligen Werndl-Fabrik im Namen trägt, feiert die Eröffnung des ersten oberösterreichischen Makerspace: Auf 150 Quadratmetern können Bastler und Kreative in der offenen Werkstätte an 3D-Druckern und lasergestützten Messinstrumenten, an Mikrocomputern und an CNC-Fräsen arbeiten. (Michael Matzenberger, 27.4.2017)