Kurt Tucholsky war ein genialer deutscher Satiriker und Publizist der 20er- und 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts (muss man heute schon erläutern). Er hat uns Schreibern eine wichtige Maxime mitgegeben, die wir allerdings immer und immer wieder missachten. Tucholsky sagte sinngemäß: Ironie – in Deutschland immer in Kursivschrift setzen!

Soll heißen: In einer Nation von habituellen Ernstnehmern darf man nicht das Risiko eingehen, durch die Verwendung von frivolen Anspielungen, paradoxen Pointen, witzigen Hyperbeln missverstanden zu werden.

Analog gilt das auch für Österreich, mit dem Zusatz, dass man hierzulande zusätzlich die Kunst des böswilligen Missverstehens entwickelt hat.

Und so musste es kommen, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit einer ironisch klingenden Zuspitzung zum Thema Islam/Kopftuch voll in die Falle lief. Er sagte bei einer Diskussion: "Wenn das so weitergeht (...) bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen, alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun."

Mehr hat er, in den sozialen Medien, nicht gebraucht. Dort, unter den Gerechten aller Richtungen, ist die Kunstfertigkeit des böswilligen Missverstehens besonders ausgeprägt. VdB musste umständlich erklären, dass das ja anders gemeint ... Genug. Es wird ihm eine Lehre sein. (Hans Rauscher, 26.4.2017)