Veni.

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Vidi.

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Vinci.

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Stuttgart – Die Begrüßung der Dopingsünderin war reserviert, ihr Comeback auf der großen Bühne dafür umso imposanter: Maria Scharapowa hat sich nach ihrer 15-monatigen Sperre wegen Meldoniummissbrauchs mit einem eindrucksvollen Sieg zurückgemeldet. Die Russin spielte zeitweise, als sei sie nie weg gewesen, und steht zur Belohnung im Achtelfinale des WTA-Turniers in Stuttgart.

Klare Sache

Scharapowa bezwang in ihrem ersten offiziellen Match seit 456 Tagen die ehemalige US-Open-Finalistin Roberta Vinci aus Italien (WTA-Nr. 36) mit 7:5, 6:3. Zeitweise erinnerte sie schon wieder an die alte Maria – nicht zuletzt wegen des Stöhnens. "Das ist das beste Gefühl der Welt. Ich habe lange darauf gewartet", sagte sie mit Tränen in den Augen.

WTA

Scharapowa, der elf Asse gelangen, wurde von den rund 4.400 Zuschauern in der Arena mit höflichem Applaus begrüßt – mehr nicht. Selbst wenige zaghafte Pfiffe gab es, aber auch ein paar Transparente ("Welcome back, Maria!"). Die fehlende Matchpraxis war der in einem leuchtend orangen Oberteil angetretene Scharapowa nur zu Beginn anzumerken.

In der Runde der letzten 16 trifft die frühere Nummer eins am Donnerstag auf ihre Landsfrau Jekaterina Makarowa. Scharapowa, die das Sandplatzturnier in Stuttgart bislang dreimal gewonnen hatte (2012–2014), war mithilfe einer Wildcard ins Hauptfeld gerückt.

Keine Weltranglistenposition

Eine offizielle Weltranglistenposition hat die fünfmalige Major-Gewinnerin nach ihrer Sanktion nicht mehr. Ihre Sperre war am Dienstagnacht abgelaufen, erst Mittwochfrüh hatte Scharapowa die Anlage deshalb betreten dürfen.

Im ersten Spiel gegen Vinci fabrizierte die 30-Jährige gleich drei unerzwungene Fehler und holte nur einen der ersten acht Punkte. Die Konsequenz war ein 0:2-Rückstand.

Danach gewann Scharapowa aber an Sicherheit und punktete mit ihren kraftvollen Risiko-Schlägen schon wieder wie in besten Zeiten. Nach einem Returnwinner und dem Break zum 6:5 zeigte sie die Faust und gewann wenig später nach 59 Minuten den ersten Satz. Auch in der Folge war "Mascha" die dominierende Spielerin und ging schnell mit 2:0 in Führung. Den Vorsprung ließ sie sich nicht mehr nehmen.

250 Akkreditierungsanfragen

Es war ein Tag voller Emotionen. Obwohl Scharapowa die Brisanz rausnehmen wollte und vor ihrem Comeback auf Instagram ein Kinderfoto von sich mit dem Vermerk gepostet hatte: "26.4.2017 – nur Zahlen".

Normal war aber nichts, der Hype um die geschätzt 300 Millionen Dollar schwere Blondine war enorm. Eine Rekordzahl von 250 Akkreditierungsanfragen war in Stuttgart eingetrudelt. Unter anderem aus den USA und Japan.

Am Mittwochmorgen hatte Scharapowa erstmals nach Ablauf ihrer Dopingsperre die Turnier-Anlage betreten. Um 9.13 Uhr kam Scharapowa mit Kopfhörern und in schwarz-grauen Leggings auf den Centre Court und begann vor zwei Dutzend Medienvertretern und Kamerateams mit ihrer Einheit.

Unmut bei der Konkurrenz

Die Vergabe der Wildcard an die zweimalige Paris-Siegerin hatte besonders unter den anderen Spielerinnen für Diskussionsstoff gesorgt. Angelique Kerber nannte den Umstand, dass Scharapowa spielen durfte, obwohl sie zu Beginn des Turniers noch gesperrt war, "sehr seltsam".

Auch Simona Halep übte Kritik: "Als Vorbild für den Nachwuchs ist es nicht gut, wenn eine Dopingsünderin eine Wildcard bekommt", sagte die Weltranglistenfünfte aus Rumänien. (sid, 26.4.2017)