Dass die Mitgliedschaft in der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Venezuelas größtes Problem gewesen sei, lässt sich schwer argumentieren. Man könnte es aber glauben, wenn man verfolgt, wie Caracas am Donnerstag wortreich den Austritt argumentiert hat – den ersten in der 69-jährigen Geschichte des Bündnisses.

Wenn Venezuelas Regierung von Angriffen aus dem Ausland spricht, trifft sie sicher einen wahren Kern. Nur wenige Staaten in der Region wären über den Abgang von Präsident Nicolás Maduro traurig. Doch der Streit mit der OAS, den Caracas seit Monaten pflegt, erweckt eher den Eindruck eines verzweifelten Ablenkungsversuchs von der Wirtschaftskrise, die den elftgrößten Ölproduzenten der Welt seit Jahren plagt. Dass die wüsten Vorwürfe vor diesem Hintergrund nicht mehr greifen, muss Maduro immer deutlicher spüren. Und auch die tödliche Repression, mit der er zu ersetzen versucht, was ihm im Vergleich zu Vorgänger Hugo Chávez an Charisma fehlt, kann die Stimmung nicht beruhigen. Sie heizt sie weiter auf.

Die Episode zeigt auch die Erosion der Linken Lateinamerikas. Sie hat ihre Gründe im Rechtsruck in mehreren Staaten, der teils – aber nicht immer – innerhalb demokratischer Spielregeln erfolgte. Sie liegt aber auch an der Radikalisierung in Venezuela. OAS-Chef Luis Almagro begrüßte als linker Außenminister Uruguays Chávez' populistische Reformen. Maduro ließ er ausrichten, er habe Blut an den Händen. (Manuel Escher, 27.4.2017)