Neben der Betreuung von Kindern ist die Pflege von Angehörigen ein zweiter großer Bereich der Fürsorgearbeit.

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Partnerschaftliche Arbeitsteilung ist noch immer ein Wunschprogramm. Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt, dass sich die Realität noch sehr traditionell gestaltet. Hausarbeit, Kinderbetreuung oder Pflege von älteren oder kranken Menschen leisten in deutschen Haushalten noch immer vorwiegend Frauen. Das hat eine aktuelle Auswertung des WSI GenderDatenPortals ergeben, die auf Zeitverwendungserhebungen aus den Jahren 2013 und 2014 basiert. Frauen von 18 bis 64 Jahren verwenden demnach 2,4-mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit und 1,6-mal so viel für Hausarbeit wie Männer derselben Altersgruppe. Eine Differenz, die sich bei Erwerbstätigen mit Kindern noch vergrößert.

Männer und Frauen arbeiten insgesamt zwar ähnlich viel – bei Männern ist allerdings mehr von der Gesamtarbeitszeit bezahlt. Sie arbeiten insgesamt 7:40 Stunden pro Tag, Frauen um vier Minuten länger. Männer bekommen aber mehr Stunden bezahlt, nämlich 5:32. Frauen arbeiten pro Tag nur 4:15 Stunden bezahlt, die restlichen 3:29 Stunden bestehen aus unbezahlter Arbeit.

Beide in Vollzeit ändert nichts an Schieflage

In Deutschland wie auch in Österreich arbeitet fast jede zweite Frau Teilzeit. Unter Müttern ist Vollzeitarbeit in beiden Ländern sogar die Ausnahme (in Österreich sind 67,3 Prozent der Frauen mit Kind teilzeitbeschäftigt). Väter arbeiten indessen fast ausschließlich in Vollzeit – diese Verteilung wirkt sich maßgeblich auf die Verteilung von unentgeltlicher Familienarbeit und Lohnarbeit aus. Deutscher Männer in Vollzeitstellen bekommen mit 73 Prozent den Großteil ihrer Gesamtarbeitszeit bezahlt, Teilzeitbeschäftigte Frauen hingegen werden nur für 43 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit entlohnt.

Diese Schieflage zwischen den Geschlechtern ändert sich auch nicht, wenn kleine Kinder im Haus sind und beide Elternteile Vollzeit arbeiten. Väter in Vollzeitstellen haben die längste Gesamtarbeitszeit: 9:11 Stunden. Davon verwenden sie nur ein Drittel auf Kinderbetreuung, Hausarbeit oder Pflegetätigkeiten. Vollzeitbeschäftigte Mütter wenden hingegen mehr als die Hälfte ihrer Gesamtarbeitszeit für unentgeltliche Arbeit auf, bei teilzeitbeschäftigten Müttern sind es sogar fast 70 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit.

Faire Aufteilung in weiter Ferne

Neben der Betreuung von Kindern ist die Pflege von Angehörigen ein weiterer großer Bereich der Fürsorgearbeit. Frauen stellen in Deutschland mit 2,35 Millionen Pflegepersonen fast zwei Drittel derjenigen, die unbezahlt Angehörige pflegen. Drei Prozent der Frauen, aber nur ein Prozent der Männer bringen täglich mindestens zwei Stunden für die Pflegearbeit auf. Frauen pflegen andere Menschen auch parallel zu ihrem Erwerbsleben, also bis zum 65. Lebensjahr, während die meisten Männer eher später im Lebensverlauf pflegen. In der Altersgruppe ab 75 pflegen Frauen hingegen seltener als Männer, weil Frauen häufiger verwitwet sind und somit keinen Partner mehr betreuen.

"Von einer gleichmäßigen Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern kann bislang keine Rede sein", heißt es in einer Aussendung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts zur Studie. Um bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit zu erreichen, müsste "berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern mit Anreizen für eine Umverteilung von unbezahlter Arbeit hin zu Männern verknüpft" werden, schreiben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter abschließend. (red, 1.5.2017)