Zum Aufbau der Küche ist nur ein Akkuschrauber nötig. Das Material dafür kann eine Person alleine – sogar in den Öffis – transportieren.

Foto: Nick Mangafas / Kultur Transfair

Auf dem Boden – dort hat Josef D. (Name geändert) bisher seine Spaghetti zubereitet. Ab nun ändert sich das, denn D. hat jetzt wieder eine Küche. Er war wohnungslos, hatte anderthalb Jahre im Männerheim gelebt, bevor er vor über einem Jahr mit Unterstützung von wieder wohnen, einem Tochterunternehmen des Fonds Soziales Wien, wieder in eine eigene Wohnung ziehen konnte (der STANDARD berichtete im Februar über ihn).

Seit dem letzten Besuch hat sich D.s Gemeindewohnung in Simmering verändert, er hat mittlerweile Sofa, Kommode und Tisch, heute kommt eine neue Küche hinzu. Das Besondere daran: D. hat sie mitgestaltet. Denn einmal pro Woche geht der ehemalige Obdachlose zu einem Treffen des Wieder-wohnen-Projekts "vufu – von uns für uns", bei dem er Menschen trifft, die wie er erst seit kurzer Zeit wieder in den eigenen vier Wänden leben. Gemeinsame Unternehmungen und Projekte stehen dort auf dem Programm.

In den letzten Wochen war das vor allem das Entwerfen einer Do-it-yourself-(DIY-)Küche – ein gemeinsames Projekt von wieder wohnen, Hunger auf Kunst und dem Mak. Unterstützt wurde die Gruppe dabei von den Designern Klemens Schillinger und Eldine Heep sowie vom Verein Workstations im Wuk. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn entstanden ist eine Küche, die sich mit einer Anleitung, die bald als Broschüre erscheinen und als Video zu sehen sein wird, jeder selbst zusammenbauen kann.

Akkuschrauber nötig

Dabei wurde im Design-Thinking-Prozess vor allem auf die Situation Rücksicht genommen, in der ehemalige Obdachlose sich befinden. So kostet das Material für die Küche, das von einer einzigen Person mittels Sackrodel vom Baumarkt nach Hause transportiert werden kann, nur 160 Euro. Für den Aufbau ist lediglich ein Akkuschrauber notwendig. Um Platz zu sparen, wurden Schiebetüren eingeplant.

Betreut wird die Gruppe von den Sozialarbeitern Lena Kauer und Georg Knöll von wieder wohnen. "Wir waren gemeinsam in der Tischlerei, im Baumarkt, haben in einem ersten Schritt einen Hocker gebaut, um zu lernen, wie man selbst etwas fertigt, und um Schwellenangst zu verlieren. Dann sind wir zum Planen der Küche übergegangen", erzählen sie. In Zukunft sollen auch andere ehemalige Obdachlose eine DIY-Küche bekommen. "Wir wollen die Leute vernetzen, vielleicht ein Buddy-System aufbauen. Da sehen wir viel Potenzial", sagt Kauer. (Bernadette Redl, 28.4.2017)