Nur noch zweimal schlafen, dann ist Erster Mai, Tag der Arbeit. Ein schöner Anlass, um über die Zukunft der Sozialdemokratie nachzudenken. Und über die Zukunft der Linken überhaupt. Auch wenn es in absehbarer Zeit so etwas wie "Arbeit" nicht mehr geben wird.

Das Problem der Linken ist, dass sie keine klaren Ideen hat, während die Rechte glasklar formuliert, was gewünscht wird: Ausländer raus, Mauer bauen, und endlich Schluss mit den sinnlosen Geldspritzen für Sozialschmarotzer aus der untersten Schublade. Was wir brauchen, ist ein Trickle-up-Effekt zugunsten einer seit Jahren sträflich vernachlässigten Minderheit, jener der Milliardäre.

Zum Glück ist es wieder einmal Donald Trump, der mit seinen brillanten jüngsten Plänen für eine Steuerreform aufzeigt, wo es in Wahrheit langgehen muss: einfach den Armen nehmen und den Reichen geben, und darauf vertrauen, dass sich uralte ökonomische Wahrheiten – Geht's den Plutokraten gut, geht es allen gut! – auch heute noch durchsetzen.

"Schleich di, du Oaschloch!"

Anzeichen, dass es bei der SPÖ nicht rund lief, waren schon vor einem Jahr unübersehbar, als am Ersten Mai der Parteigruß "Freundschaft!" durch den Parteigruß "Schleich di, du Oaschloch!" ersetzt wurde. Werner Faymann ist seither Geschichte.

Ursprünglich hielt man den Mann mit der einschmeichelnden Samtstimme für unersetzlich, doch dann kam die Einsicht, dass auch andere in Krone und Österreich inserieren können. Ebenfalls wenig hilfreich war Faymanns Leistungsbilanz mit 18 verlorenen Wahlen (von 20). Klug, dass er sich dazu entschlossen hat, sein berufliches Nachleben in der Immobilienwirtschaft und nicht in seinem angestammten Gewerbe fortzusetzen. Taxifahrer, die 18 von 20 Taxis gegen die Wand fahren, sind bei ihren Chefs erfahrungsgemäß unbeliebt.

Jetzt hofft man darauf, dass Christian "Pizza Guy" Kern die Partei auf Vordermann bringen und dem Projekt der Linken neue Lebenskraft einflößen wird. Die FPÖ, von der man in letzter Zeit rein gar nichts mehr hört, ist in Sorge und versucht, Kerns Erfolgsrezept abzukupfern. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie demnächst einen Herrn zum Nacktputzen ordern und Hazee Strache angetanzt kommt. Aber warum sollte immer nur die SPÖ der FPÖ etwas nachmachen? Umgekehrt geht's doch ebenso. (Christoph Winder, 28.4.2017)