ORF-Radiochefredakteur Hannes Aigelsreiter (l.) und Redakteur Stefan Kappacher, künftig unbeliebt.

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Wien – Alexander Wrabetz "weiß schon jetzt, dass mir dieses Magazin nicht nur Freude machen wird", sagte der ORF-Generaldirektor bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag über das Ö1-Medienmagazin "#doublecheck", das am kommenden Freitag startet.

Und man ist geneigt, seine Einschätzung zu teilen, wenn man ORF-Radiochefredakteur Hannes Aigelsreiter und Redakteur Stefan Kappacher zuhört: Das Vorhaben ernst zu nehmen, sagt Aigelsreiter, bedeute, "auch über das größte Medienunternehmen in Österreich kritisch zu berichten".

Das sei wohl einer der Gründe dafür gewesen, warum ein Ö1-Medienmagazin über Jahre immer wieder angekündigt wurde, aber erst mit der Programmreform des Senders ab Mai laufen wird – monatlich gestaltet von Kappacher und Nadja Hahn mit einem ausführlich beleuchteten Hauptthema pro Sendung. Jenes der ersten Ausgabe, recht aktuell im ORF: "Kann Journalismus zu kritisch sein?"

Unbeliebt machen mit Anlauf

Mit Fortschreiten ökonomischer Krisen und solcher der Glaubwürdigkeit von Medien seien aber die Argumente für ein eigenes Medienmagazin immer stärker geworden, sagt Aigelsreiter: Letztlich sei es "journalistisch ein Ding der Unmöglichkeit, kein Medienmagazin zu haben". Schließlich müssten Journalisten "nicht nur andere befragen, sondern auch sich selbst hinterfragen". Wie der Journalismus an sich stehe und falle "#doublecheck" mit seiner Glaubwürdigkeit.

Dass man sich beim ständigen Hinterfragen in der eigenen Branche – und im eigenen Haus – nicht zwangsläufig beliebt macht, ist Kappacher klar. Niemand glaube, "dass man so eine Sendung machen kann, ohne anzuecken, ohne immer wieder dagegenzuhalten".

Druck von innen und außen

Kritik am ORF aus dem ORF ist "nicht so leicht", gesteht Aigelsreiter, das sei mit Druck verbunden – auch per "Profil"-Interview vom Technikchef, wie Armin Wolf es erfuhr? Aigelsreiter: "Man muss nicht jeden Unsinn kommentieren." Aber gerade beim ORF sei Kritik "unbedingt notwendig, um damit auch die eigene Glaubwürdigkeit zu stärken".

Abseits von Kritik am eigenen Unternehmen legt Kappacher Wert auf "Mut zur Lücke", in 25 Minuten pro Monat könne man eben nicht alles erzählen, was in der Medienszene passiert. "Es soll ein aufklärerisches Magazin sein", sagt Kappacher, der sich "natürlich" eine höhere Frequenz gewünscht hätte. Man wolle die Hintergründe darstellen: "Warum passieren manche Dinge in der Medienszene, welche politischen und wirtschaftlichen Interessen stecken dahinter? Wie ist das mit journalistischen Arbeitsbedingungen?" Aigelsreiters dazu: "Content is king, context is god."

"Kein Quotenhit"

Den göttlichen Kontext möchten Hahn und Kappacher im Zweiergespräch erkunden, "kein schludriges, aber ein lockeres Gespräch, wo man gerne zuhört und wo wir versuchen werden, auch komplizierte Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen".

Ob das gut ankommen wird, wissen die Verantwortlichen selbst noch nicht genau. Bis Jahresende probiere man jetzt einiges aus und schaue sich dann die Publikumsreaktionen an. Kappacher freut es allein schon, wenn man durch die Routine auch mehr Medienberichterstattung in den "Journalen" unterbringe. Für Aigelsreiter muss "#doublecheck" "kein Quotenhit werden". Wenn "das Publikum einen Nutzen davon hat, dann ist es ein Erfolg". (Sebastian Fellner, 29.4.2017)