Eine globale Ausnahmeerscheinung hat am Mittwoch wie jeden 3. Mai ihren Welttag: Die Pressefreiheit, zumindest "zufriedenstellend" erkennbar in 49 Staaten von 180. Die Unesco veröffentlicht an diesem Welttag der Pressefreiheit eine Studie der australischen Wissenschafterin Julie Posetti über den Schutz von Quellen in diesen digitalen Zeiten. Soviel lässt sich schon sagen: Noch nie war die Vertraulichkeit journalistischer Arbeit gefährdeter. Und: Man kann sich schon ordentlich sorgen um investigativen Journalismus.

Erscheint diese Woche zum Welttag der Pressefreiheit (am 3. Mai): Unesco-Bericht zum (gefährlich lückenhaften) Schutz journalistischer Quellen im digitalen Zeitalter.
Foto: Unesco

Sorge um Journalismus, und damit um Medienfreiheit – da ist man in diesen Tagen rasch, ja, auch bei den USA, aber ebenso schnell in der Türkei. Oder zumindest vor der türkischen Botschaft in Wien. Dort wollen die Betreiber von #freeturkeyjournalists diese Woche mehr als 10.000 Unterschriften übergeben für die sofortige Freilassung aller inhaftierten Journalisten und Journalisten in der Türkei – rund 150 Medienleute dürften dort eingesperrt sein, rund 170 Medien wurden geschlossen. Die Unterzeichner fordern Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei und ein Ende von Repressionen gegen Journalisten und Medien.

Reporter ohne Grenzen, IPI, Journalistengewerkschaft, Presseclub Concordia, Initiative für Qualität im Journalismus und der Verein #aufstehn betreiben #freeturkeyjournalists, und digital unterstützen kann man die Initiative noch hier. Oder am 3. Mai ganz analog ab 10 Uhr in der Prinz-Eugen-Straße, Treffpunkt Ecke Plößlgasse in 1040 Wien.

Digital unterschreiben, analog demonstrieren für Medienfreiheit in der Türkei.
Foto: #freeturkeyjournalists

Um Journalismus, und was er nach der Beobachtung von Red-Bull-Boss und Stifter Dietrich Mateschitz und seinen Mitstreitern zu Unrecht auslässt, soll es ja auch beim schon jetzt aufmerksamkeitsstärksten Medienprojekt des Jahres zwischen Wien und Fuschl gehen: Quo Vadis Veritas, seit voriger Woche nach der Stiftung nun auch in einer Redaktionsgesellschaft mit beschränkter Haftung organisiert.

Zum neu formierten Team um Michael Fleischhacker soll nach Infos der Etat-Wochenschau Andreas Wetz stoßen, derzeit Chronikredakteur der "Presse". Wetz bestätigt am Montag, dass er noch bis Ende Mai Mitarbeiter der "Presse" ist. Über seine neue Aufgabe nur soviel: "Im Rahmen meiner künftigen Tätigkeit werde ich mich wie bisher auf Hintergrundrecherchen zu spannenden und relevanten Themen unserer Zeit konzentrieren."

Wetz hat kürzlich mit Franz Schabhüttl das Buch "Brennpunkt Traiskirchen. Protokoll aus dem Inneren des Asylsystems" veröffentlicht. Schabhüttel hat 26 Jahre in Traiskirchen gearbeitet, 13 davon hat er Österreichs größtes Flüchtlingslager geleitet. Sein Buch wurde recht unterschiedlich wahrgenommen.

Die Caritas wies etwa Vorwürfe nutzloser Kleiderspendenappelle zurück. Wetz reagierte Ende März 2017 darauf mit einem ausführlichen "Faktencheck" in "Die Presse" auf diepresse.com. Auf der Lieblingsplattform traditioneller Medienleute hoben sich einige Augenbrauen, zumal der Redakteur in diesem "Faktencheck" – in der Zeitung wie laut Augenzeugen zunächst auch online – nicht erwähnte, dass er Co-Autor des Buches ist, dessen Aussagen der Faktencheck da verteidigt.

"Faktencheck" zu Reaktionen auf Vorwürfe im Buch von Franz Schabhüttl und "Presse"-Redakteur Andreas Wetz.
Foto: diepresse.com

Wo wir schon bei den Lücken traditioneller Medienberichterstattung sind – die Etat-Wochenschau kann nicht – wie üblich, hier aber untätig – danebenstehen, wenn es um die Wahrheit und ihre Findung geht und darum, dem Vertrauensverlust in Institutionen, Politik und Medien entgegenzuwirken, der nicht zuletzt auf einseitige und wegen Ressourcenmangel unvollständige Berichterstattung zurückzuführen sein könnte. Für eine Wochenschau-Spezialausgabe zum Thema reichte es (noch) nicht, aber für eine neue Rubrik allerweil: die Wahrheit der Woche.

Hinters Licht geführt. Die Wochenschau deckt auf, wo andere beim Aufdecken die Augen verschließen – und es ist diesmal der "Kurier", der die Menschheit zumindest fahrlässig hinters Licht führt: "Steuerbetrug mit LED-Lampen aufgedeckt", titelte die Zeitung am Sonntag eine lesenswerte Story über mehr als zwielichtiges Bandenunwesen. Dass der "Kurier" just bei dieser Aufdeckerstory seine Leser augenscheinlich täuscht, wirft ein düsteres Bild auf die ohnehin – bis auf großartige klein- und mittelformatige Blätter – zweifelhafte österreichische Zeitungslandschaft. Denn: Wer seinen Leserinnen und Lesern eine Leuchtstoff-Spindel mit E14-Socket (womöglich eine Philips "Tornado"?) als LED-Lampe verkaufen will, der ist zu allem fähig. You are Fake Birne, schmettert die der ganzen Wahrheit verpflichtete Etat-Wochenschau dieser Lesertäuschung entgegen!

Klarer Fall von Lesertäuschung mit Leuchtstoff-Lampen, die hier offenbar für LEDs ausgegeben werden sollen.
Foto: Kurier

Hoffentlich sind die Gefahren für so schonungslose journalistische Rechercheplattformen wie die Etat-Wochenschau in diesem digitalen Zeitalter nicht ganz so dramatisch, wie die Unesco-Studie sie diese Woche noch darstellen wird.

Die Vertraulichkeit von Quellen testen wir gleich mit zwei weiteren beliebten Wochenschau-Rubriken: Der Mitarbeiter der Woche bleibt diesmal ungenannt. Ungenannt, weil Identitätsschutz auch einmal außerhalb des Standard-Forums (und der Zeugenschutzprogramme der Etat-Redaktion) größer geschrieben werden muss. MdW, weil er sich als fleißigster Feedbackmailschreiber zur Wochenschau eine besondere Würdigung über regelmäßige namentliche Nennung hinaus verdient. Und weil er so schön zur dritten Rubrik überleitet – auf deren Treulosigkeit gegenüber dem Torbergschen Original er mich gern hinweist, der Hauptanlass seiner Korrespondenz übrigens.

Mit Genuss oder Belehrung gelesen (Hervorhebung für den MdW) habe ich vergangene Woche (wie die Wochen zuvor) das Amtsblatt der "Wiener Zeitung". Ich kann es nur empfehlen. Man erliest sich so einerseits sehr anschaulich, wie sich die Republik ihr gedrucktes Staatsorgan zu wesentlichen Teilen finanzieren lässt. Und andererseits kann man im Seitenumdrehen Fake News aufdecken.

Nämlich: Der ORF hat nun (wenn ich nichts übersehen habe) keineswegs im April seine Channel Manager für ORF 1 und ORF 2 ausgeschrieben, wie nicht nur einmal angekündigt. Das mag daran liegen, dass die Organisationsanweisung, mit der ORF-General Alexander Wrabetz die Channel-Struktur formal in die Welt des Küniglbergs bringt, eher erst in zwei Wochen mit allen Beteiligten (Betriebsräten) abschließend besprochen werden soll. Eher nicht daran, dass sich an den geplanten Zuständigkeiten noch Wesentliches ändert: Konflikte zwischen Channel-Managern und ihren Chefredakteuren in Programmfragen soll – nach Stand Freitag – die Programmdirektorin (Kathrin Zechner) entscheiden, Konflikte in Informationsfragen der ORF-General, zu dem die Channels mit der ihnen wohl angeschlossenen Information auch ressortieren.

Aufmerksame Etat-Leserinnen und detailverliebte Etat-Leser erinnern sich an dieser Stelle (in Sachen Ausschreibung) ohnehin an den Bericht über Wrabetz' Info-Veranstaltung im März – demnach war da schon von einer Ausschreibung "im zweiten Quartal" statt April die Rede.

Foto: Wiener Zeitung

Soviel kann ich bei aller Vertraulichkeit verraten: Roland Brunhofer hat der Etat-Wochenschau noch nie ein Mail geschrieben. Nicht einmal, wenn sie Friedrich Torberg falsch zitierte.

PS: Was übrigens recht konkret klingt: Werbesteuer für digitale Medien – konkreter jedenfalls als vieles, was je in der Etat-Wochenschau stand. Das Büro von Finanzminister Hans Jörg Schelling bestätigt konkretes Arbeiten daran – samt reduziertem Steuersatz. Mehr hier bei Kollegen Günther Oswald. (Harald Fidler, 1.5.2017)