Franz Schnabl (59) soll Niederösterreichs SPÖ aus der Krise führen.

Foto: Regine Hendrich

Eigentlich wäre Franz Schnabl der ideale Nachfolgekandidat für Michael Häupl in Wien. Nicht nur weil er in der SPÖ-Wien und in der Bundeshauptstadt überhaupt topvernetzt ist, sondern auch, weil er linkes und rechtes SPÖ-Lager zumindest der Papierform nach optimal vereinen könnte. Einerseits war der 59-Jährige lange Jahre Polizist in Wien, zuletzt, bis 2002, Chef der Sicherheitswache. Andererseits ist Schnabl seit 2004 Präsident des Arbeitersamariterbundes, in dieser Funktion war er maßgeblich an der Organisation und Bewältigung der Flüchtlingsbewegung beteiligt.

Dass er aus Raach am Hochgebirge, einer 300-Seelen-Gemeinde im niederösterreichischen Industrieviertel, stammt, fiele da kaum ins Gewicht – immerhin ist auch Michael Häupl in Krems aufgewachsen. Da der Job des Wiener Bürgermeisters aber für Schnabl mangels momentaner Vakanz ausscheidet, ist der des Spitzenkandidaten und Parteichefs der niederösterreichischen SPÖ genauso passend.

Erstens wegen seines Geburtsorts, zweitens, weil Schnabls Motivation, die dahinvegetierende niederösterreichische SPÖ aufzurütteln, höher nicht sein könnte: Der Ex-Polizist hat mit dem schwarzen Niederösterreich noch eine ziemlich große Rechnung offen. 2002 schasste ihn der damalige Innenminister der schwarz-blauen Koalition, Ernst Strasser, im Rahmen einer Strukturreform, die verdächtig nach politischer Umfärbung roch. Das hat Schnabl dem damaligen Pröll-Liebling nie verziehen, auch wenn er es sich bald darauf, erst als Sicherheits-, dann als Personalchef von Magna Europa, nicht nur finanziell verbessern sollte. Obwohl er mit Prölls Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner persönlich gut kann, kann er seine Lust, die schwarze Mehrheit im Land anzugreifen, kaum verhehlen – das lohnten ihm die Genossen auch mit begeisterter Zustimmung am Parteitag.

Schnabl hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er überzeugter Sozialdemokrat ist. Auf Strassers Ablöseliste kam er unter anderem, weil er sich am Rande einer Demo gegen Schwarz-Blau sehen ließ, als er, "rein privat", seine demonstrierende Tochter abholte.

Mit politischer Kritik spart er freilich auch intern nicht. Schnabl war von Beginn an in die Ablöse von Werner Faymann involviert – auch wenn er selbst dafür eintrat, Gerhard Zeiler zum Parteichef zu machen. Als das Pendel in Richtung Kern ausschlug, verhielt er sich allerdings zu 100 Prozent loyal. Kern hat es ihm nun auf seine Weise gedankt. (Petra Stuiber, 1.5.2017)