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"Wir wollen unsere Prinzipien nicht aufweichen, aber wir wollen offen sein", sagte Hamas-Sprecher Khalid Meshaal am Montag.

Foto: REUTERS/Naseem Zeitoon

Jerusalem/Ramallah – Die israelische Regierung weist das neue Papier der Hamas, in dem die radikalislamische Palästinensergruppe versöhnlichere Töne gegenüber Israel anschlägt, als "Täuschungsmanöver" zurück. "Wir sehen, wie die Hamas nicht nur all ihre Ressourcen in die Vorbereitung eines Kriegs mit Israel steckt, sondern auch in die Erziehung der Kinder in Gaza dazu, dass sie Israel zerstören wollen", hieß es in der Regierungserklärung am Montag.

"Die Hamas versucht die Welt zum Narren zu halten, das wird ihr aber nicht gelingen", hatte zuvor David Keyes Sprecher von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, erklärt. "Sie graben Terrortunnel und feuern tausende Raketen auf israelische Zivilisten ab. Das ist die echte Hamas."

Kursänderung

In dem Dokument zu ihrer politischen Ausrichtung war die Hamas am Montag von ihrem harten Kurs gegenüber Israel teilweise abgerückt. Der Aufruf zur Zerstörung Israels wird darin fallengelassen und das Bündnis mit der islamistischen Muslimbruderschaft aufgekündigt. Zudem spricht sich die Hamas für die Gründung eines Palästinenserstaats in den Grenzen von 1967 aus. Ziel sei aber weiterhin die Befreiung von ganz Palästina, sagte Hamas-Anführer Khaled Meshaal am Montag. 1967 hatte Israel im Sechstagekrieg den Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem besetzt.

"Wir wollen unsere Prinzipien nicht aufweichen, aber wir wollen offen sein", sagte Meshaal. "Wir hoffen, dass dieses Dokument die Haltung der Europäer uns gegenüber ändert."

Nicht nur zu den Europäern – mit der Kursänderung will die Hamas offenbar auch ihre Beziehungen zu den USA, den Golfstaaten und Ägypten verbessern. Die Gruppe wird unter anderem von der EU und den USA als terroristische Organisation eingestuft. Auch die Muslimbruderschaft, die bis zum Sturz von Präsident Mohammed Morsi 2013 in Ägypten an der Macht war, gilt in zahlreichen Ländern als Terrorgruppe.

Ähnlichkeiten mit Fatah

Vor allem mit der Änderung ihrer Haltung zu den Grenzen von 1967 rückt die Hamas näher an die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas heran. Ein Fatah-Sprecher sagte, das Hamas-Dokument ähnle der Position, die die Fatah bereits seit 1988 vertrete. "Die Hamas muss sich bei der Fatah entschuldigen, nachdem sie uns 30 Jahre lang wegen dieser Politik des Verrats bezichtigt hat", sagte er.

Die Hamas wurde 1987 als Ableger der inzwischen verbotenen ägyptischen Muslimbruderschaft gegründet. 2007 eroberte sie den Gazastreifen und kämpfte seither in drei Kriegen gegen Israel. Sie ist zudem für hunderte bewaffnete Angriffe in Israel und in den besetzten Gebieten verantwortlich und feuerte zahlreiche Raketen auf Israel ab. (Reuters, red, 2.5.2017)