"Styropor-Welt" mit Ablaufdatum

Mittlerweile wissen wir, dass das Universum eine deutlich breitere Palette an Planeten aufweist, als es die Verhältnisse in unserem Sonnensystem vermuten ließen: Supererden, Heiße Jupiter, Mini-Neptune und mehr, der Möglichkeiten gibt es offenbar viele. Nun berichten US-Astronomen von einem Planeten, der die Palette noch einmal erweitert: Der etwa 320 Lichtjahre von uns entfernte Planet KELT-11b hat einen größeren Durchmesser als Jupiter, aber nur etwa ein Fünftel von dessen Masse. Damit hat das kosmische Leichtgewicht eine Dichte, die sich mit der von Styropor vergleichen lässt, sagt der Astronom Joshua Pepper von der Lehigh University in Pennsylvania.

Wie sich dieser Planet gebildet hat, gibt den Forschern vorerst noch ein Rätsel auf. Und zu dessen Lösung bleiben höchstens noch etwa 100 Millionen Jahre: Dann wird KELT-11b nämlich von seinem Mutterstern, den er auf einem extrem engen Orbit einmal alle fünf Tage umkreist, verschlungen, wenn sich dieser zu einem Roten Riesen aufbläht.

Illustr.: Walter Robinson/Lehigh University

Bild nicht mehr verfügbar.

Neues Testgelände für den Hyperloop

Zahlreiche Schaulustige hat die Einrichtung des neuen Testgeländes für den Hyperloop in den Niederlanden angelockt. Ähnlich wie bei einer Rohrpost sollen mit dieser schon im 19. Jahrhundert erdachten Technologie mit Solarenergie betriebene Transportkapseln durch eine stark evakuierte Röhre sausen – mit einem Tempo von über 1.000 km/h.

Elon Musk, Unternehmer mit Faible für technologische Visionen, schrieb 2015 einen Wettbewerb zum Test von Prototypen aus. Das siegreiche Team der Technischen Universität Delft hat nun mit Hilfe von Investoren ein Unternehmen gegründet, das den Hyperloop vom Konzept zur kommerziellen Anwendung führen soll. Dafür wurde ein Gelände mit einer 30 Meter langen Röhre eingerichtet, in der Technologie und Design des Hyperloop überprüft werden können – außer dem Fahren mit hoher Geschwindigkeit natürlich. Bis 2019 soll genug Geld aufgetrieben werden, um dafür eine Teststrecke einzurichten. Projektmitbegründer Tim Houter träumt bereits von einer ersten kommerziellen Hyperloop-Verbindung zwischen Amsterdam und Paris in den 2020er Jahren.

Fotos: REUTERS/Michael Kooren, AP Photo/Mike Corder

Wo das Große Heidnische Heer in England überwinterte

Ende des 8. Jahrhunderts starteten die dänischen Wikinger ihre Raubzüge in England, im 9. Jahrhundert kamen sie dann, um zu bleiben. Nun haben Forscher in Torksey in Lincolnshire ein riesiges Wikingerlager aus dieser Zeit lokalisiert. Dass das "Große Heidnische Heer", wie die Wikingerarmee in der Angelsächsischen Chronik genannt wird, in der Gegend überwinterte, war bekannt. Die genaue Lage war bislang aber nicht vollständig geklärt.

Dank tausender Funde, darunter hunderte Münzen, konnten Archäologen der Universitäten Sheffiled und York das Lager nun weitgehend rekonstruieren und kommen zum Schluss: Es muss größer gewesen sein als die meisten Städte dieser Zeit. Am Ufer des Flusses Trent gelegen, diente es demnach tausenden Wikingerkriegern, aber auch Frauen und Kindern als Winterquartier. Funde zeugen von einer umfangreichen Infrastruktur: So wurden dort Schiffe repariert, Raubgold eingeschmolzen, Handel betrieben und Feste gefeiert, sagte Dawn Hadley (Uni Sheffield).

Foto: Dawn Hadley & Julian Richards / Antiquaries Journal

Bild nicht mehr verfügbar.

Höllischer Hitzerekord

In der Frühzeit der Erde herrschten noch ganz andere Temperaturen im Inneren des Planeten. Infolge dessen spuckten Vulkane weitaus dünnflüssigere und heißere Lava empor als heute. Die Zeiten haben sich geändert, die Erde ist stark abgekühlt – doch sie könnte womöglich bis heute Reserven einer solchen superheißen Lava beherbergen. Ein US-Geologenteam hat Spuren entdeckt, die vor etwa 89 Millionen Jahren auf Costa Rica entstanden und ein überraschendes Bild zeichnen.

Die Wissenschafter stießen nämlich in einer Lava-Formation auf Reste von Komatiit, einem Gestein, das sich nach bisherigem Wissensstand zuletzt vor etwa 2,5 Milliarden Jahren unter den höllischen Bedingungen der frühen Erde gebildet hat. Doch es ist deutlich jünger und dürfte mindestens 400 Grad Celsius heißer gewesen sein als die Durchschnittstemperatur des Erdmantels, wie die Forscher im Fachblatt "Nature Geoscience" berichten. Ihrer Ansicht nach wäre es denkbar, dass es bis heute Bereiche im Erdmantel gibt, die so heiß sind wie vor mehreren Milliarden Jahren.

Foto: AP/Salvatore Allegra

Tornados auf dem Mars

Wenn er zwischen seinen eigentlichen Forschungsobjekten Zeit hat, nimmt sich der Geologe Peter Schultz gerne NASA-Bilder vor. Bei deren Studium ist ihm zuletzt ein Phänomen aufgefallen, das nur auf nächtlichen Wärmebildern des Mars zu sehen ist: "Strahlenkränze" um uralte Einschlagskrater. Die Strahlen sind heller als ihre Umgebung, weil dort der Staub und Schutt fehlt, der den Boden sonst bedeckt. Ohne diesen Belag wird die tagsüber gespeicherte Wärme länger zurückgehalten.

Schultz ließ Simulationen laufen und kam zum Ergebnis, dass die Strahlen weiter hinausreichen, als mit der von einem Impakt verursachten direkten Schockfront erklärbar wäre. Da sie aber zumeist dort vorkommen, wo es Geländeerhebungen gibt, vermutet der Geologe, dass der vom Einschlag ausgelöste Marssturm an solchen Erhebungen – vor allem den Wänden anderer Krater – Wirbel gebildet hat. So seien Tornados von einer Stärke, wie man sie auf der Erde noch nie erlebt hat, über die Marsoberfläche gefegt.

Foto: NASA/JPL-Caltech/Arizona State University

Ein Frosch zeigt Herz

Die nur in Lateinamerika vorkommende Amphibienfamilie der Centrolenidae heißt nicht umsonst Glasfrösche: Die fragilen Tiere haben am Bauch eine Haut, die transparent genug ist, dass man darunter die inneren Organe sehen kann. In Ecuador wurde nun eine neue Glasfrosch-Spezies entdeckt. Das im Fachjournal "ZooKeys" vorgestellte grün gepunktete Tier erhielt die Bezeichnung Hyalinobatrachium yaku und wurde bisher vermutlich übersehen, weil es sich bevorzugt an der Unterseite von Blättern versteckt.

Foto: Jaime Culebras and Ross Maynard

Apropos Herz ...

In der vergangenen Woche jährte es sich zum 50. Mal, dass mit "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" der Beatles eines der berühmtesten Alben der Pop-Geschichte erschienen ist (vielleicht sogar das berühmteste überhaupt). Was das abgesehen vom kulturhistorischen Wert mit Wissenschaft zu tun hat, erklärte die NASA in einer Hommage an "Sgt. Pepper" und insbesondere an den Song "Lucy in the Sky with Diamonds".

Der Song gefiel den Mitgliedern einer Expedition des Anthropologen Donald Johanson so gut, dass sie das 1974 entdeckte Skelett eines Australopithecus-Mädchens Lucy nannten. Jahrzehnte später hat die NASA dies für eine ihrer Weltraummissionen aufgegriffen: 2021 soll eine Sonde zu den Trojanern des Jupiter aufbrechen, also Asteroiden, die ihm auf seiner Bahn vorauseilen oder nachfolgen. Wegen ihrer Bedeutung für die Forschung bezeichnete Harold Levinson vom Southwest Research Institute die Trojaner als "Diamanten im Himmel" – die Sonde wird daher den Namen Lucy tragen.

Foto: APA/AFP/CHRIS YOUNG

Aus dem Weltall

Die Theorie, dass Kometen zur Bildung der Erdatmosphäre beigetragen haben, wird nun durch eine neue Untersuchung gestützt. Das berichtet ein französisch-britisches Forschungsteam rund um Guillaume Avice und Ray Burgess nach der Untersuchung von Edelgasen in winzigen Luftproben, die sie in Wasserblasen von archäischem Quarz aus Südafrika gefunden haben.

Wie die Forscher in Nature Communications schreiben, besteht die Luft in dem über drei Milliarden Jahre alten Mineral zu einem Teil aus einer extrem seltenen Form des chemischen Elements Xenon. Das Seltene daran: Das sogenannte U-Xe kommt normalerweise nicht auf der Erde vor – weder im Erdmantel noch in Meteoriten. Deshalb müsse U-Xe nach der Ausbildung der Uratmosphäre auf die Erde gekommen sein – und Kometen seien die besten Kandidaten dafür.

Illustr.: NASA / JPL-Caltech.

"Es ist nur zu deinem Besten!"

Zehn Jahre nach der letzten Sichtung eines Nashorns in Ruanda leben in einem Nationalpark des Landes wieder zehn der großen Wildtiere. Sie wurden aus Südafrika umgesiedelt und sollen sich im östlichen Akagera-Nationalpark vor Wilderern geschützt vermehren können. Als Nebeneffekt des Artenschutzprojekts erhofft sich Ruanda auch, mit einer Nashornpopulation mehr Touristen anzulocken. Fotosafari-Urlauber entscheiden sich vorerst noch eher für Tansania, Kenia oder Südafrika als Reiseziel, wo es mehr Tiere zu sehen gibt.

Foto: APA/AFP/African Parks/LINDSEY TAINTON

Webb-Cam im Einsatz

Zugegeben, es ist eher ein Kalauer als ein ausgefeiltes Wortspiel, aber was die NASA mit ihrer neu installierten "Webb-Cam" zeigt, wird uns in Zukunft noch viel astronomische Freude bescheren: 2018 soll das James Webb Space Telescope ins All gebracht werden und die Leistungsfähigkeit des guten alten Hubble-Teleskops um das Hundertfache übertreffen. Die "Webb-Cam" zeigt die Arbeitsfortschritte im Reinraum des Johnson Space Center in Houston, wohin das Teleskop nach dem Konstruktionsbeginn im Goddard Space Flight Center in Maryland übersiedelt ist. Auch dort hatte es bereits entsprechende Kameras gegeben, die rasch eine Fangemeinde erwarben. Die aktuellen Bilder finden Sie hier.

Foto: NASA/Desiree Stover

Hello pretty!

Einen Monat lang befährt derzeit ein australisches Forschungsschiff die tiefen Gewässer südlich des Kontinents, um mittels Kameras, Sonar und auch Netzen das dortige Tiefseeleben zu studieren. Für Schlagzeilen sorgte der "Fisch ohne Gesicht", aber dieser Drachenfisch hier macht auch durchaus was her.

Foto: APA/AFP/MUSEUMS VICTORIA/ROB ZUGARO

Neue Phase

Der Mars-Rover Opportunity, im Jänner 2004 auf dem Roten Planeten gelandet, hat bereits mehr als die Distanz eines Marathonlaufs absolviert. Indessen hat das unverwüstliche Fahrzeug das "Perseverance"-Tal (das Tal der Ausdauer) am westlichen Rand des Endeavour-Kraters erreicht – die Anfahrtsroute ist auf dem Bild zu sehen. Das kleine Tal im Abhang des Kraters ist das wissenschaftliche Hauptziel der aktuellen Missionsphase.

Der NASA-Rover soll nach Hinweisen auf die Entstehungsgeschichte des Tals suchen. Es könnte durch fließendes Wasser, eine Art Gerölllawine mit relativ wenig Wasser oder einen noch trockeneren Prozess wie Winderosion entstanden sein.

Illu.: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona/NMMNH

Bestattung auf dem Hexenhügel

1970 entdeckten Archäologen im Westen Panamas das Skelett eines Teenagers aus dem frühen 14. Jahrhundert. Es war in einer alten Müllhalde, die als Cerro Brujo oder Witch Hill bezeichnet wird, in Fötalposition bestattet worden. Als Grabbeigaben fand man Tontöpfe und ein Schneckenhorn, gefertigt aus dem Gehäuse einer Tritonschnecke. Die Anzeichen sprechen für eine rituelle Bestattung.

Der Teenager unbekannten Geschlechts wurde nun eingehend untersucht, wobei Anzeichen für Knochenkrebs im rechten Oberarm entdeckt wurden. Ansonsten wahrte der Leichnam seine Geheimnisse. Offen ist vor allem noch, warum er an dieser Stelle bestattet wurde – die präkolumbische Siedlung, die sich dort befunden hatte, war zum damaligen Zeitpunkt nämlich schon 150 Jahre lang verlassen gewesen.

Nicole Smith-Guzmán

"The foulest stench is in the air ..."

Massenhaft drängte das Publikum am Wochenende in den Botanischen Garten von Chicago, um etwas live mitzuerleben, um das man normalerweise einen großen Bogen machen würde: eine Orgie des Gestanks. Dort stand nämlich das Erblühen von gleich zwei Titanwurzen (Amorphophallus titanum) an. Die Blüte der zwei Meter hohen Pflanzen hat eine Anlaufzeit von mehreren Jahren und hält immer nur einen Tag lang an. Dankenswerterweise, denn die Pflanzen setzen auf aasfressende Insekten als Bestäuber und locken diese, ganz zielgruppenorientiert, mit intensivem Verwesungsgestank an.

Foto: APA/AFP/NOVA SAFO

Zoowelt

Ein neues Zuhause haben die Keas im Tiergarten Schönbrunn in Wien bekommen. Um die Papageien zu beschäftigen, gibt es unter anderem neue Badebecken, Wasserläufe, Baumstämme sowie täglich eine kommentierte Fütterung. Dabei wird das Futter für die Vögel in Schachteln oder Bällen versteckt oder in Form von Eis gereicht.

Keas zählen zu den wenigen Papageienarten, die nicht in den Tropen zuhause sind. Sie leben in den Bergen Neuseelands und stehen als "gefährdet" auf der Roten Liste. Älteren Schätzungen zufolge gibt es höchstens noch 5.000 Keas in freier Wildbahn. (jdo, dy, dare, 5. 6. 2017)

Foto: Daniel Zupanc