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Hannes Androsch, Inititator des Bildungsvolksbegehrens des Jahres 2011, hat auf eine "beachtliche Reform" gehofft. Man sei aber zu viele Kompromisse eingegangen.

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Wien – Hannes Androsch, Initiator des Bildungsvolksbegehrens von 2011, lässt kein gutes Haar am aktuellen Entwurf des Schulautonomiepakets. Mit den darin eingeflossenen Kompromissen sei die ursprünglich "beachtliche Reform" nun "bis zur Unkenntlichkeit verwässert worden", sagte Androsch am Mittwoch.

Auch der Befund von Ex-Rechnungshof-Chef Josef Moser, derzeit Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria, fällt vernichtend aus: "Viele Köche verderben den Brei", sagte er. Durch die Verhandlungen mit den verschiedensten Interessengruppen sei zum Teil das Gegenteil der ursprünglichen Bekenntnisse herausgekommen: Die Kompetenzen seien weiter verflochten statt entflochten worden, die Zuständigkeiten nicht zusammengeführt, sondern weiter zersplittert und die Regulierungsdichte aus- statt abgebaut worden. Das Resultat laut Moser: "Wir haben weiter ein Kompetenzwirrwarr."

Nach wie vor seien im Schulwesen Bund, Länder und Gemeinden eingebunden, trotz der Schulcluster solle es weiter Schulsprengel geben. Auch die neuen Bildungsdirektionen seien ein Rückschritt. Moser: "Derzeit ist wenigstens der Landesschulrat eine unmittelbare Bundesbehörde." Die als gemischte Bund-Länder-Behörde eingerichteten Bildungsdirektionen gingen dagegen weg von klaren Zuständigkeiten.

"Nicht einmal mehr in homöopathischen Dosen"

Auch der Buchautor und frühere "Kurier"-Schüleranwalt Andreas Salcher kritisiert das Abrücken von den ursprünglichen Vorhaben. "Was 2015 angekündigt wurde, ist nicht einmal mehr in homöopathischen Dosen erkennbar." Sämtliche systemverändernden Elemente wie eine verpflichtende laufende Lehrerfortbildung am Standort, die unabhängige Bestellung von Direktoren sowie Einstellung und Kündigung von Lehrern durch den Schulleiter seien nicht mehr enthalten.

"Die Führung einer Schule muss mindestens so gefährlich sein wie die eines Atomkraftwerks", spottet Salcher über den Entwurf. "Für jedes Element der Autonomie gibt es 17 Absicherungen." Außerdem seien das aktuelle Lehrerdienstrecht und die Schulautonomie unvereinbar, für die Pädagogen brauche es ein selektives Aufnahmeverfahren samt ständiger Weiterbildung und leistungsorientierter Bezahlung.

Sowohl Androsch als auch Salcher fordern ein Abgehen von der unbedingten Aufrechterhaltung kleiner Schulstandorte. Man könne nicht gleichzeitig 2.000 Schulen mit weniger als 100 Schülern aufrechterhalten und neue Schulen in den wachsenden Ballungsräumen bauen, meint Salcher. (APA, 3.5.2017)