Mit einem kleinen Stand haben die Jungen Liberalen Studierenden (Junos) sich vor dem Eingang zum Juridicum, dem Gebäude der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, platziert. Fast täglich seien sie in der Wahlkampfzeit hier, erzählt Yannick Shetty, ihr Spitzenkandidat. Rund um den 21-Jährigen steht eine kleine Armada von ungefähr einem Dutzend Aktivisten in pinken Kapuzensweatern, auf deren Rücken "Jung und frei" zu lesen ist.

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Bepackt mit Fizzers, Filterkaffee und Limonade versuchen sie mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen, was ihnen gar nicht so schlecht gelingt. Das mag an der Anfangsphase des Wahlkampfs liegen oder an der Tatsache, dass Shetty selbst hier studiert – es könnte aber auch die Offenheit sein, mit der sie versuchen, bei den Studenten zu punkten.

Denn zumindest zwei der drei großen Forderungen der Junos klingen für viele Studenten und jene in spe zuerst einmal gegenläufig zu ihren eigenen Interessen: Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen, Ausbau des Stipendienwesens. Shetty macht aber kein Hehl daraus, dass er für Aufnahmeverfahren und finanzielle Beiträge eintritt, im Gegenteil: Diese Maßnahmen sollen zur Verbesserung der Situation an den Hochschulen beitragen. "Man hat auf der Universität überhaupt keine Qualität", sagt er.

Gedränge im Hörsaal

Mit den Hochschulen sei es das Gleiche wie mit einem Fußballstadion: Man könne nicht mehr Leute reinlassen, als es Plätze gibt. Der Vorwurf, die Junos würden bei ihren Forderungen nicht auf die Bedürfnisse sozial schwächerer Studenten Rücksicht nehmen, ärgert Shetty. Denn derzeit gebe es zwar keine offiziellen, sehr wohl aber versteckte Zugangsbeschränkungen: Durch Knock-out-Prüfungen werde ausgesiebt. Bei vielen Studenten vor dem Juridicum kommt das gut an. Obwohl sie die Aktionsgemeinschaft auf Universitätsebene wählen werden, wollen sie den Junos bundesweit den Vorzug geben.

Foto: Christian Fischer

Um die Forderungen unter die Studenten zu bringen, erhalten die Aktivisten auch prominente Unterstützung: Claudia Gamon, Wissenschaftssprecherin der Neos und vor vier Jahren noch selbst Spitzenkandidatin der jungen Liberalen, steht in pinker Montur vor dem Juridicum und verteilt Flyer. Würde man den Studenten das Modell der nachgelagerten Studiengebühren erklären, seien viele nicht mehr abgeneigt, meint Gamon. Erst nach Abschluss des Studiums und ab einem Einkommen von 1.100 Euro netto soll man nach dem Junos-Modell zur Kassa gebeten werden.

Das Naheverhältnis seiner Fraktion zu den Neos zu leugnen käme für Shetty, der neben dem Studium auch Bezirksrat in Wien-Josefstadt ist, gar nicht infrage: "Ich werfe das auch keiner anderen Fraktion vor."

Foto: Christian Fischer

2015 erreichten die Junos 11,2 Prozent der Stimmen und landeten auf dem fünften Platz. Dieses Ergebnis wollen sie zumindest wiederholen. Um in Exekutivverantwortung zu kommen, brauchen die Junos also Partner. Abgesehen vom "rechten und linken Rand" sieht Shetty hier mit allen Fraktionen Überschneidungen. (Vanessa Gaigg, 4.5.2017)