Wien – Für solche Figuren haben sich die Amerikaner das Wort Slacker einfallen lassen. Lasche junge Männer, die das Privileg genießen, sich im Leben erst einmal zwanzig, dreißig Jahre lang zu orientieren, bevor sie sich entscheiden, was sie alles nicht machen.

Wie alt darf man werden, um noch als singender Jungmann durchzugehen? Das britische Trio The Wave Pictures beantwortet diese Frage für sich selbst großzügig und gastiert dieser Tage in Wien und Graz.
Foto: Chelsea

Die britische Band The Wave Pictures besteht aus drei solcher Typen. Seit bald zwei Jahrzehnten pflegen sie das zerzauste Image von am Leben (ver-)zweifelnden Jungmännern. Gekleidet nach dem Stil der letzten Kleidersammlung, stellen sie so etwas wie eine musizierende WG dar. Die Kelly Family auf arm. Wobei die Musik ungleich besser ist als die der nach fetten Kartoffelscheiben benannten Großfamilie.

Mit bestechendem Gefühl für Melodien analysieren The Wave Pictures mit ihren Liedern ihren Alltag. Am Sonntag und Montag tun sie das live in Wien und Graz. Dafür bemüht Sänger David Tattersall ein Idiom, wie man es von Jonathan Richman kennt.

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Der Songwriter ist den Wave Pictures ebenso ein Heiliger wie die Violent Femmes. Im Unterschied zu diesen Vorbildern sind The Wave Pictures hierzulande oft gesehene Gäste und erfreuen sich an einer Fangemeinde, die mit jedem deren bisher 16 Alben ein bisschen größer wird.

Akut tourt man mit dem Album Bamboo Diner in the Rain durch Germanien und Austria. Das hat man live im Studio mit einem einzigen Mikrofon aufgenommen. So machen die Pictures das, und es klingt trotzdem gut. Das Schäbige, das Unsaubere, das Hingerotzte ist die Würze ihrer Kunst.

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Ein hochgerüstetes Aufnahmestudio von modernster Technik müssten sie zuerst demolieren, um ihren Sound zu bekommen. Einsteigern ins wavige Universum seien die Alben Instant Coffee Baby (2008) mit dem Minihit Just Like A Drummer oder das 2013 erschienene City Forgiveness empfohlen. Beides sind charmante Werke von zeitloser Klasse. (Karl Fluch, 4.5.2017)