Die Markierungen sind teilweise wüst gesetzt, aber zum Naturpark Wüste findet man leicht.

Foto: Thomas Ruzicka

Die Einschnitte, die der Mensch macht, sind gewaltig.

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Um zu dem 1893 erbauten Baxa-Kalkofen zu gelangen, muss man einen kurzen Abstecher vom Rundwanderweg machen

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Leopoldskapelle

Foto: Thomas Ruzicka

Mannersdorf ist eine typische Ortschaft des niederösterreichischen Industrieviertels: mit traditionsreichem Kalkabbau samt Zementfabrik. Dennoch ist dies eine zum Wandern geeignete, schöne Gegend. Insbesondere der südlich von Mannersdorf gelegene Naturpark "Die Wüste" ist ein idyllischer Platz, der sich für Spaziergänge und zum Radfahren, alles auch mit Kindern, eignet.

Der Naturpark heißt Wüste, weil das von den Resten einer alten, 4,5 Kilometer langen Mauer umfasste Gelände einst einsam und leer, also wüst gewesen ist. Auf dem Areal steht das ehemalige Kloster St. Anna in der Wüste.

Wir starten beim Gasthof Arbachmühle. Bald nach der Eingangspforte wenden wir uns links, also in Richtung Mannersdorf, um zum Baxa-Kalkofen zu gelangen. Immer wieder gibt es entlang der Strecke Steinbrüche, in denen teilweise noch gefördert wird. Warnschilder weisen darauf hin, dass es werktags Sprengungen gibt. Natürlich darf man das Industriegelände nicht betreten. Oft sieht man aber gut hinein: Die Einschnitte, die der Mensch macht, sind gewaltig. Vieles deckt die Natur mit der Zeit gnädig zu.

Gerne behauener Kalk

Um zu dem 1893 erbauten Baxa-Kalkofen zu gelangen, muss man einen kurzen Abstecher vom Rundwanderweg machen. Das Industriedenkmal ist ein sechseckiger Turm, der heute ein Steinabbaumuseum beherbergt. Der sogenannte Leithakalk, der unter anderem bei der Gestaltung des Stephansdoms zum Einsatz kam, wird von Künstlern gerne behauen. Einige Statuen zeugen davon.

Zurück auf dem Wanderweg, geht es wieder Richtung Mannersdorf, durch das wir bis zum Ende der Waldgasse durchmüssen. Danach wieder auf einer Forststraße (rote Markierung) hinauf, abermals Steinbrüchen entlang.

Wenn man in die Nähe des Scheiterbergs kommt, der hier humorvoll mit "Mount Scheiter" angeschrieben ist, hat man die Möglichkeit, auf den Gipfel zu steigen und einen weiteren Abstecher zur Hochfilzerhütte zu machen. Dazu muss man zwei scharfe Kehren nehmen und dann den Berg wieder hinuntergehen. Die Hütte hat selten offen. Eine kleine Skipiste gäbe es auch, wären die Winter noch schneereich. Zurück zum Rundwanderweg kommt man durch den Wald, nach etwa einer Stunde zu den restaurierten Resten des Klosters St. Anna.

Streuobst und Streichelzoo

Das Kloster ist das Zentrum des Naturparks. Es gibt einen großen Kinderspielplatz, ein Labyrinth und einen Streichelzoo. In der Umgebung: Streuobstwiesen, Bäche, Teiche, eine Pferdekoppel. Der Weg zurück zum Gasthof Arbachmühle führt dann durch eine beschauliche Allee, mit alten, teilweise hohlen Lindenbäumen.

Hat man diese Wanderung absolviert, kann man noch einem anderen Industriedenkmal einen Besuch abstatten. Keine zwanzig Kilometer entfernt liegt Gramatneusiedl, in dessen Ortsteil Marienthal von jungen Wiener Soziologen in den 1930er-Jahren eine erschütternde Studie über arbeitslose Menschen erstellt wurde. Wissenschaftlich aufgearbeitet wurde deren hoffnungslose Situation.

Marienthal erreicht man in Gramatneusiedl auf der Straße Richtung Neu-Reisenberg. Dort können Teile der Arbeitersiedlung und Reste der ehemaligen Textilfabrik – beides nur von außen – besichtigt werden. Ein kleines Museum zu den Arbeitern von Marienthal (rund um die Uhr zu besichtigen) befindet sich in einer aufgelassenen Greißlerei. (Johanna Ruzicka, 5.5.2017)

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