Nicholas Searle, "Das alte Böse". Deutsch: Jan Schönherr. € 20,60 / 365 Seiten. Kindler-Verlag, München 2017

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Roy hat keinerlei Interessen außer seinen eigenen. Die Frauen, die er mithilfe von Datingplattformen aufreißt, sind – klar – alle alt und hässlich, aber um sie auszunehmen, gerade recht. Roy ist mit seinen 80 Jahren indes knackig, interessant, faszinierend – glaubt er. Dann gerät er an ein Opfer, das die Mühe zu lohnen scheint. Aber der Zufall ist boshaft.

Denn Betty ist der letzte Mensch, den Roy treffen sollte. Die beiden Alten machen auf gegenseitige Sympathie, sie umkreisen einander misstrauisch. Roy packt allen Charme aus, bis Betty zustimmt, dass er zu ihr ziehen kann, und zufällig hat er einen Freund, der Vermögensberater ist.

Nicholas Searle scheint zunächst eine Satire im Sinn zu haben, wenn er das Duell der beiden Alten schildert. Aber das schlägt in eine grausame Geschichte um, sodass man die Rache, die Betty vorbereitet, als logisch empfindet. Ungewöhnlich ist dieses Debüt des britischen Autors und vor allem da beklemmend, wo sie den Hintergrund von Bettys Biografie ausleuchtet. (Ingeborg Sperl, Album, 10.5.2017)