"Dümmlich", "plump" und "lächerlich": Kampfschrift gegen Rot-Grün aus dem Hause Lopatka/Amon.

Foto: APA/ÖVP

Angesichts des sich gegen die ÖVP selbst wendenden Angriffs einiger besonders intelligenter Schwarzer auf den SPÖ-Chef und Bundeskanzler Christian Kern, der mit den Insignien des Kommunismus dargestellt wurde, fallen mir die politischen und journalistischen Kommentare eigentlich zu verharmlosend aus.

Da wird von "dümmlich", "plump", "lächerlich" und innerhalb der Parteien, auch der ÖVP selbst, von "die Geschmäcker sind verschieden", "Quatsch", "Verunglimpfung" oder "taktischen Spielchen" geredet. Was sich hier aber eigentlich abspielte, verteidigt von den Herren Lopatka und Amon, ist eine unglaubliche, ideologisierende und – angesichts des Images des Kommunismus heute – herabwürdigende Hetzkampagne. Und das noch dazu gegen den eigenen Koalitionspartner.

Gegen Andersdenkende

Ungeachtet dessen, dass Kern und seine Parteispitze aus politikwissenschaftlicher Sicht und auch aus Sicht der Parteilinken und der Parteijugend in der SPÖ alles andere sind als böse Eigentumswegnehmer und Umverteiler, greifen die ÖVP-Verantwortlichen hier zu einem Mittel, das anderswo heftig und besorgt kritisiert wird: dem der unverblümten Hetze gegen Andersdenkende. Immerhin handelt es sich bei der ÖVP (die selbstverschuldeten Schrumpfprozesse einmal außer Acht gelassen) um eine seit Jahrzehnten staatstragende Partei, die von sich noch dazu beansprucht, das "anständige" (lach) bürgerliche, ja "christlich-soziale" (lach, lach) Lager zu repräsentieren.

Nimmt man das schmallippigen politischen Scharfmachern wie Herrn Mandatsabwerber Reinhold Lopatka ohnehin schon lange nicht mehr ab und schalt man bisher meistens die FPÖ für derartige hetzerische Unverschämtheiten, so ist diese völlig unwürdige Kampagne einer Regierungspartei gegen die andere der traurige Höhepunkt der rot-weiß-roten politischen Kultur.

Viel ist heute – gerade auch von den selbsternannten bürgerlichen Anstandswächtern – von der Sorge über die Verrohung, Beschimpfung und Hetzkultur in den sozialen Medien die Rede, und meist richtet sich der moralische Zeigefinger dabei gegen Jugendliche: Was aber die staatstragenden Kräfte hier machen, ist auch nichts anderes und ein bedenkliches Vorbild für jene Missstände, die bei anderen beklagt werden. Hier wird eine extreme Respektlosigkeit sozusagen von den Spitzen des Staates demonstriert.

Respekt als ...

Neben einem radikalen Zur-Besinnung-Kommen und einer ebenso radikalen selbstkritischen Umkehr schlage ich deshalb vor, was im Spitzenfußball – mehr oder weniger erfolgreich – bereits Standard ist: dass die politischen Spitzenspieler einen "RESPECT"-Schriftzug am Revers ihrer Sakkos (oder Äquivalentem bei Damen) tragen, der nicht nur ausdrücken soll, was eigentlich Standard in einer entwickelten Demokratie sein sollte, sondern auch helfen sollte, dass derartige Entgleisungen nicht mehr so leicht passieren. Natürlich wäre das Tragen dieses Emblems nicht verpflichtend – dann können wir uns ja ansehen, wer sich dazu bekennt und wer nicht.

... öffentliches Bekenntnis

Und schließlich würden wir auch testen können, ob und wie unsere politischen Spitzen den Fußballern ebenbürtig sind und ob sie auch mit diesem RESPECT-Schriftzug am Revers schwere Fouls wie dieses rechtfertigen oder nicht.

Was uns freilich im Vergleich zum Fußball leider fehlt: die rote Karte. (Josef Christian Aigner, 5.5.2017)