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Eliud Kipchoge (in Orange) inmitten der Tempomacher auf dem generalstabsmäßig geplanten Lauf in Monza.

Foto: reuters/garofalo

Monza – Der Kenianer Eliud Kipchoge ist Samstagfrüh beim Versuch gescheitert, den Marathon als erster Mensch unter zwei Stunden zu laufen. Der Olympiasieger absolvierte die 42,195 km auf der Formel-1-Rennstrecke im italienischen Monza in 2:00:25 Stunden.

Er blieb damit zwar unter dem Weltrekord seines Landsmanns Dennis Kimetto. Weil das Rennen auf dem 2,4 km langen Rundkurs nahezu unter Laborbedingungen stattfand, wird der Leichtathletik-Weltverband IAAF die Zeit aber nicht als neuen Weltrekord anerkennen. Unter regulären Voraussetzungen war Kimetto 2014 in Berlin 2:02:57 Stunden gelaufen.

PR unter Laborbedingungen

"Ich hoffe nächstes Mal ... aber ich kann sagen, dass es möglich ist für einen Menschen, unter zwei Stunden zu laufen", sagte der 32-jährige Kipchoge nach dem Rennen. Neben Kipchoge waren noch der frühere Vizeweltmeister Lelisa Desisa (Äthiopien) und Halbmarathon-Weltrekordler Zersenay Tadese (Eritrea) angetreten, um die Marathon-Schallmauer zu durchbrechen. Das Trio wurde von 18 Tempomachern – aufgeteilt in sechs Dreier-Gruppen – unterstützt. Diese wurden immer wieder ausgetauscht.

Der US-Sportartikelriese Nike wollte mit seinem Projekt "Breaking2" Sport-Geschichte schreiben und hatte den Lauf monatelang vorbereitet. Ein eigens etnwickelter Laufschuh kam zum Einsatz, ein Experten-Team aus Wissenschaftlern verschiedener Bereiche (Biomechanik, Materialentwicklung, Ernährung, Sportpsychologie und -physiologie) arbeitete akribisch an der Umsetzung, um beste Voraussetzungen für die drei Läufer zu schaffen. Zu dem Rennen waren nur geladene Zuschauer zugelassen.

Lange auf Kurs

Kipchoges Bestzeit war bisher bei 2:03:05 Stunden gestanden, gelaufen im vergangenen Jahr beim London-Marathon. In Rio de Janeiro gewann Kipchoge Gold in 2:08:44 Stunden. Möglicherweise greift er nun beim Berlin-Marathon am 24. September den offiziellen Weltrekord an.

Lange Zeit sah es aus als könne Kipchoge die Schallmauer durchbrechen, doch ab km 35 vermochte er das Tempo von 2:50 Minuten pro Kilometer nicht mehr ganz zu halten. 7 km vor dem Ziel wies er fünf Sekunden Rückstand auf seine Marschroute auf. Tadese und Desisa waren bei der Halbmarathon-Marke schon nicht mehr auf Kurs. Tadese kam nach 2:06:51 Stunden ins Ziel, Desisa völlig entkräftet nach 2:14:10. Der Start war bereits um 5:45 Uhr früh erfolgt, um meteorologisch besten Bedingungen zu garantieren: zwölf Grad Celsius und Windstille.

Vor den Läufern fuhr ein Elektrowagen mit einer großen Anzeigetafel, die auch noch etwas Windschutz bot. Mitarbeiter aus dem Ärzte- und Wissenschaftsteam begleiteten die Ausdauerspezialisten auf Fahrrädern.

Adidas schon in den Startlöchern

Nike hat das Unternehmen nach Medienangaben etwa 30 Millionen Euro gekostet. Die drei Weltklasseathleten hatten eine siebenmonatige Vorbereitung hinter sich. Trotzdem der historische Coup letztlich scheiterte, dürfte man dennoch zufrieden bilanzieren. Der Sportartikel-Hersteller verstand es, mit großem Werbeeffekt seinen neuen Schuh zu promoten.

Die Sportwelt begegnete dem Projekt mit Vorbehalten. Die äußeren Einflüsse, die Taktik, der Kampf Mann gegen Mann, die Wahl der Strecke ohne Publikum und enge Kurven – all dies sei in der traditionellen Leichtathletik so nicht vorhanden. Und doch, die Konkurrenz schläft nicht: "adidas" plant mit seinem "Sub2"-Projekt (und natürlich ebenfalls eigens entwickeltem Schuh) ebenfalls, die Zwei-Stunden-Grenze zu unterbieten. (sid, APA, 6.5.2017)