Boku-Unirat Norbert Rozsenich protestiert gegen Rektorswahl und legt daher seine Funktion als Vizevorsitzender des Gremiums zurück.

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Wien – Knalleffekt bei der Rektorswahl an der Universität für Bodenkultur (Boku): Norbert Rozsenich, einer von sieben Uniräten, hat aus Protest gegen den Ablauf der Anfang April gestoppten Kür eines neuen Rektors bzw. einer Rektorin seine Funktion als stellvertretender Uniratsvorsitzender zurückgelegt.

"Intransparent und einseitig"

Im STANDARD-Gespräch erklärt Rozsenich, der von 1984 bis 1997 die Forschungssektion im Wissenschafts- und bis 2002 die Innovations- und Technologiesektion im Verkehrsministerium geleitet hat, seine Beweggründe: "Die intransparente und einseitige Vorgangsweise des Senatsvorsitzes und des Vorsitzenden des Unirats im laufenden Verfahren nimmt unerträgliche Dimensionen an. Der dringende Verdacht der Befangenheit einiger handelnder Personen zieht sich von Anfang an durch den gesamten Auswahlprozess."

Wie der STANDARD berichtete, wurde die Rektorswahl nach einem Einspruch des Arbeitskreises für Gleichbehandlung (AKGL) wegen Diskriminierung gestoppt, die Boku-interne Schiedskommission wies den Einspruch allerdings ab. Der AKGL hat noch bis Donnerstag Zeit, den Schiedsspruch beim Bundesverwaltungsgericht zu beeinspruchen.

"Befangenheit" der Schiedskommission

Hier hakt Rozsenich, der Mitglied im Unirat bleibt, mit seiner Kritik ein: "Der negative Bescheid der Schiedskommission ist wegen offensichtlicher Befangenheit des Vizevorsitzenden Hans-Peter Kaul vollkommen irrelevant." Kaul habe bei der Senatswahl 2016 auf der Wahlliste von Hubert Hasenauer kandidiert – der nun auf dem beeinspruchten Dreiervorschlag des Senats als Rektorskandidat steht. Nummer zwei auf der Hasenauer-Liste war übrigens die nunmehrige Senatsvorsitzende Astrid Forneck. Hasenauer selbst – er leitet das Boku-Institut für Waldbau – trat Ende 2016 überraschend als Senatsvorsitzender zurück und kandidierte als Rektor.

Rozsenichs Protest richtet sich auch gegen Uniratsvorsitzenden und Ex-Boku-Rektor Werner Biffls "einseitige, inakzeptable Wahlvorbereitung". Viele seiner Aktionen – Rozsenich nennt zum Beispiel die "Weigerung, Argumente der beiden Betriebsratsvorsitzenden oder des ÖH-Vorsitzes anzuhören" – würden "Hasenauer begünstigen und die anderen beiden Kandidaten diskriminieren".

Bedenken von Betriebsrat und ÖH

Der Senat hatte Boku-Vizerektor Josef Glößl mit 14 Stimmen, Veronika Somoza, Vizedekanin der Fakultät für Chemie der Uni Wien, mit 13 und Hasenauer mit zehn Stimmen auf den laut Unigesetz ungereihten Wahlvorschlag gesetzt. "Das sagt sehr wohl etwas über die unterschiedliche Akzeptanz der drei Personen für das Amt im Senat aus", meint Rozsenich. Er habe jedoch "viele Hinweise erhalten, dass sich die Mehrheit der Uniratsmitglieder längst auf den Kandidaten mit dem schlechtesten Abstimmungsergebnis – Hasenauer – festgelegt hat und das Meinungsspektrum der Senatssitzung und die anschließenden Bedenken von Betriebsrat und ÖH ignorieren wird. Bei diesem Possenspiel will ich nicht mitspielen." (Lisa Nimmervoll, 8.5.2017)