Bild nicht mehr verfügbar.

An Figuren aus Stroh denkt die Gaswirtschaft bei Stroh weniger.

Foto: AP/Stratenschulte

Wien – Österreichs Gaswirtschaft will einem möglicherweise größer werdenden Imageproblem vorbeugen und geht in die Offensive. Statt Erdgas soll künftig mehr Biogas im Land selbst erzeugt und in das weitverzweigte Leitungsnetz eingespeist werden. Statt damit Strom zu produzieren, soll die Ressource hauptsächlich der Wärmebereitstellung dienen.

Bis 2050 sollen in Österreich, so der Plan, zwei Milliarden Kubikmeter "grünes Gas" zur Raumwärmegewinnung bereitstehen. Damit könnten alle Gas- und Fernwärmekunden in Österreich mit erneuerbarer Wärme versorgt werden, sagte der Präsident der Vereinigung für das Gas- und Wasserfach, Manfred Pachernegg, bei der Vorstellung des Vorhabens.

Pachernegg, im Hauptberuf Geschäftsführer der Energienetze Steiermark, verweist auf eine Studie der Johannes-Kepler-Universität Linz, die ein entsprechendes Potenzial geortet habe. Grünes Gas soll zu drei Vierteln aus Reststoffen wie Mais- und Getreidestroh, Wirtschaftsdünger und Klärschlamm kommen, der Rest aus überschüssigem Sonnen- oder Windstrom – Stichwort Power-to-Gas.

Gleiche Bedingungen

Derzeit speisen gut ein Dutzend Biomethangasanlagen in Österreich rund 25 Millionen Kubikmeter erneuerbares Gas in das Gasnetz ein. Die übrigen rund 200 Biogasanlagen verwerten das gewonnene Gas vorwiegend zur Stromerzeugung. Von denen stehen die meisten mit dem Rücken zur Wand, weil die Förderung ausläuft und eine versprochene Anschlussfinanzierung noch nicht fixiert ist, die kleine Ökostromnovelle wird am Mittwoch weiterverhandelt.

Pachernegg plädiert bei der Einspeisung von Biogas für gleiche Bedingungen, wie sie auch andere Erzeuger von erneuerbaren Energien haben. Das Gas wäre tendenziell teurer als das derzeitige Erdgas, aufgrund der nachhaltigen Erzeugungsweise sei das aber gerechtfertigt, findet Pachernegg.

Priorität habe für ihn eine Investitionsprämie, wobei die neuen Biogasanlagen, um effizient zu sein, etwa zwei- bis dreimal so groß sein müssten wie der Großteil der Bestehenden. "Rund 1.000 Kubikmeter Gas pro Stunde, das wäre ideal", sagt Pachernegg.

Der Einsatz von grünem Gas stelle in mehrfacher Hinsicht eine Win-win-Situation dar: Die vorhandene Gasinfrastruktur könne weiterverwendet werden, hohe Kosten für den sonst nötigen Umbau des Energiesystems könnten vermieden werden. (stro, 9.5.2017)