Hacker konnten in Frankreich zahlreiche E-Mails der Macron-Kampagne entwenden

Foto: Standard/gpi

Ein großes Datenleck konnte Emmanuel Macron bei der französischen Präsidentschaftswahl offenbar nichts anhaben.

Foto: APA/AFP/Kovarik

Über 66 Prozent der französischen Wähler haben am Sonntag Emmanuel Macron zum neuen Präsidenten gekürt. Mit diesem Ergebnis schnitt Macron am Wahltag sogar besser als in den Umfragen ab. Daraus lässt sich ableiten, dass das gewaltige Datenleck, das Macrons Kampagne am Freitag erschüttert hat, keine oder nur geringe Auswirkungen auf das Endergebnis hatte.

Verantwortlich dafür dürfte vor allem der späte Veröffentlichungszeitpunkt des Hacks sein. Kandidaten dürfen am Tag vor dem Wahlgang nicht mehr öffentlich kommunizieren, also weder Interviews geben noch Tweets absetzen. Diese Regelung wird übrigens von einigen französischen Journalisten heftig kritisiert, die sich gegenüber Nutzern sozialer Medien benachteiligt sehen, da sie für Geschichten Statements der Kandidaten einholen müssen. Französische Behörden warnten außerdem davor, über die Datenlecks zu berichten.

Alt-Right aus USA streute Meldungen

Unklar ist, warum die Veröffentlichung so spät erfolgte. Es könnte sein, dass die Hacker das Berichterstattungsverbot absichtlich ausnutzen wollten und darauf setzten, dass die Inhalte des Datenlecks durch soziale Medien verbreitet werden. Das hat jedoch nur mäßig funktioniert. Vor allem Konten der neuen Rechten (Alt-Right) in den USA versuchten Informationen über den Leak zu streuen.

Eine zweite Theorie ist, dass die Hacker schlicht nicht rechtzeitig mit der Aufarbeitung der gestohlenen Daten fertig wurden und dann in letzter Sekunde das vorhandene Material ins Netz stellten. Dafür spricht etwa, dass nicht die Enthüllungsplattform Wikileaks als Distributionskanal gewählt wurde. Bislang wurde Wikileaks nicht nachgewiesen, gefälschtes Material veröffentlicht zu haben. Genau das soll sich aber in den Macron-Leaks befinden. Verantwortlich dafür ist offenbar die Macron-Kampagne selbst, die in den vergangenen Monaten versucht hat, Angreifer zu verwirren.

Macron-Kampagne loggte sich mit Fake-Konten ein

Hacker versuchen mit sogenanntem Phishing auf E-Mail-Konten von Zielpersonen zuzugreifen. Dabei werden E-Mails versandt, mit denen Login-Daten ergattert werden sollen. Das passiert etwa, indem in ihnen auf gefälschte Anmeldeformulare für Gmail verlinkt wird. Auf diese Masche fiel etwa John Podesta, Wahlkampfmanager von Hillary Clinton, herein. Die Macron-Kampagne wappnete sich offenbar im Voraus gegen diese Phishing-Attacken und nutzte die gefälschten Anmeldeformulare, um selbst mit Fake-Accounts für Verwirrung zu sorgen.

"Man kann diese Phishing-Adressen mit einer Vielzahl von Passwörtern und Logins fluten – mit teils echten, teils falschen –, und die Angreifer verschwenden dann viel Zeit damit, diese zu überprüfen", erklärte Macrons Wahlkampfmanager für Digitales gegenüber Daily Beast. Würden Hacker klar gefälschte Inhalte verbreiten, würde das gesamte Datenleck mit Argusaugen betrachtet werden.

Kaum Medienecho

Dazu kommt, dass die Alt-Right-Bewegung in Frankreich noch keine starke Medieninfrastruktur aufgebaut hat. Während in den USA Breitbart, Fox News und Co – und in Großbritannien die klassischen Boulevardmedien – etwa gegen Hillary Clinton und für den Brexit Stimmung machten, blieb die große Unterstützung für den Front National und Marine Le Pen aus. Die Macron-Leaks wurden in den Medien kaum thematisiert, berichtet die "New York Times".

Unklar ist dabei, wer hinter den Hacks steckt. Zwar kursiert die These, dass vom Kreml beauftragte russische Hacker die Wahl beeinflussen wollten, Beweise dafür fehlen aber. In den Metadaten der Dokumente wurden zwar kyrillische Schriftzeichen gefunden, dabei kann es sich aber um eine absichtlich gelegte falsche Fährte handeln. Die Indizien für russische Urheberschaft sollen laut Wired jedenfalls deutlich weniger klar als bei dem Hack währen der US-Präsidentschaftswahl sein. (fsc, 9.5.2017)