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Nur die ganz coolen Mütter machen sich nichts aus dem Muttertag. Sie sagen, dass dieser Tag ein Relikt aus der Nazizeit ist und deshalb abzuschaffen wäre. Viele andere sind ambivalent. Denn spätestens ab dem Kindergarten werden in der ersten Maihälfte Zeichnungen, Bastelarbeiten und Gedichte angefertigt. Nur Unmenschen bleiben davon ungerührt. Irgendwann ist man das Event im Mai gewöhnt – und enttäuscht, wenn sich die schon etwas älteren Kinder nichts einfallen lassen.

Und in Wirklichkeit hat ein Muttertagsgeschenk noch eine andere Bedeutung: nämlich jene der Umkehrung. Zur Abwechslung denken die Kinder einmal über ihre Mutter nach. Konkret darüber, was sie freuen könnte. Für den schenkenden Part (übrigens jeden Alters) ist ein Muttertagsgeschenk eine Herausforderung: Was mag sie? Was gefällt ihr? Was hat sie sich immer schon gewünscht? Heimlich beobachten, unauffällig fragen oder einfach nur nachdenken sind gute Strategien.

Naseweis

"Parfums sind eine Herausforderung", bestätigt Nergiz Kamat, die in der Wiener Parfümerie Kussmund im weiten Feld der Düfte berät und drei Typen von Schenkenden kennt. Die Unmutigen schauen nach, welches Parfum die Frau Mama benutzt – und kauft es nach, da könne nichts schiefgehen. Wer ein klein wenig mutiger ist und Glück hat, findet einen sogenannten "Flanker" des von der Mama benutzten Parfums, eine Sommervariation als limitierte Edition zum Beispiel, auch das, so Kamat, ein ziemlich sicherer Erfolg.

Oft macht sich bei Parfums aber auch ein klein wenig Mut bezahlt. "Wenn Ihre Frau Mama dieses Parfum trägt, dann könnte ihr das gefallen", ist Kamats Standardsatz in der Parfumgeschenkberatung, denn die meisten Menschen haben olfaktorische Vorlieben: fruchtig, zitrisch, grün, würzig, floral, holzig, herb, süß oder schwer – an diesen olfaktorischen Kategorien könne man sich entlanghanteln. Ganz gut vorbereitete Söhne und Töchter haben Duftproben dabei.

"Aufsprühen, eine Runde spazieren gehen und schauen, wie sich der Duft entwickelt", empfiehlt sie auch allen Schenkenden, schließlich will man seine Mutter ja weiterhin riechen können. Oder auch nicht, denn eine Ausnahme gibt es: Die Parfümeure von Comme des Garçons haben eine Schießpulvernote in "Amazingreen" gemischt!

Eine Alternative für all jene, die es sich leisten können: Den Müttern Eau de Parfums schenken, weil sie viel länger, intensiver und anhaltender duften als Eau de Toilettes und so kostspielig sind, dass sie sich die meisten Mütter nicht leisten. Oder Düfte in teuren und schweren Flacons, weil diese nicht nur sehr schön sind, sondern auch beim Aufsprühen gut in der Hand liegen. Für all jene Mütter, die abseits der ausgetretenen olfaktorischen Pfade wandeln, sind Düfte aus kleinen Parfumlabors, die ungewöhnlich und selten sind, eine interessante Geschenkoption. Nischendüfte wie jene vom Spanier Ramón Monegal (Flamenco) zum Beispiel oder aus der Parfummanufaktur Il Profumo (Pioggia salata – salziger Regen), die durch ihre nie zuvor errochene Bouquets überraschen.

Wer lieber im Mainstream schwimmt, hat die Sicherheit, dass die Marketingabteilungen der großen Duftfirmen die Gefälligkeit im Vorfeld getestet haben wie Narciso Rodriguez' Pudrigkeit oder Guerlains Eleganz. Auch die hübschen schwarz-cremeweißen Schachteln von Jo Malone lassen Frauenherzen höher schlagen.

Und selbst wenn ein Parfum nicht hundertprozentig passt: Die Nase liebt Abwechslung, jeden Tag nach Muttertag. (Karin Pollack, RONDO, 12.5.2017)

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Narciso Rodriguez Fleur Musk: pudrig, 50 ml (79 Euro)

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Marc Jacobs Daisy White: floralholzig, 50 ml (69 Euro)

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Guerlain Aqua Allegoria Bergamote Calabria, 75 ml (68 Euro)

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Comme des Garçons Amazinggreen, 50 ml (85 Euro)

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Jo Malone Midnight Black Tea: herbsanft, 75 ml (200 Euro)

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Tom Ford Sole di Positano: unisex, 50 ml (119 Euro)

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Sisley Izia: rosigfruchtig, 50 ml (82,50 Euro)

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Ramon Monegal Flamenco: tiefsüß, 50 ml (190 Euro)