Das Durchatmen von Ökonomen und Anlegern nach dem Wahlsieg von Emmanuel Macron war an den Finanz- und Meinungsmärkten unüberhörbar, auch wenn die Kurse nach dem Anstieg seit dem ersten Urnengang in Frankreich wieder zurückgingen. Ein Sieg von Marine Le Pen hätte die längst nicht überwundene Eurokrise wohl ordentlich befeuert. Neue Schockwellen an den Finanzmärkten kann die angeschlagene Währungsunion, die gerade dem konjunkturellen Jammertal entweicht, nach achteinhalb Jahren Krise gar nicht brauchen.

Macrons gutes Abschneiden wird nicht ohne Folgen für die Politik der Eurozone bleiben. Frankreich wird in der Europäischen Zentralbank zusätzlich aufgewertet, Insider sehen verbesserte Chancen des Pariser Notenbankchefs François Villeroy auf die Nachfolge von Mario Draghi als EZB-Präsident. Für eine Normalisierung der Geldpolitik könnte das durchaus nützlich sein, kann doch auch Macron nicht an einer dauerhaften Enteignung der Sparer und Schwächung der Banken gelegen sein.

Politisch heikler sind da schon Vorschläge zur Vertiefung der Währungsunion, zu denen die Installierung eines eigenen Euro-Finanzministers und -Budgets zählt. Der Widerstand aus der CDU ließ nicht lange auf sich warten. Doch Berlin steckt im Dilemma. In der jetzigen Verfassung wird die gemeinsame Währung krisenanfällig und die EZB-Gelddruckmaschine gefragt bleiben. (Andreas Schnauder, 9.5.2017)